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Großes Kino für polnische Plakatkunst

Filmplakate sind weit mehr als Werbung für Kinoproduktionen. Sie können große Kunst sein, wie eine gemeinsam kuratierte Ausstellung der Düsseldorfer Filmkunstkinos und des Polnischen Instituts Düsseldorf ab Donnerstag zeigt. Henryk Tomaszweski, Jan Lenica, Waldemar Swierzky, Franciszek Starowieyski und Andrzej Pagowski - Namen die hierzulande kaum jemand kennt. Dabei sind ihre Werke, die sie auch für internationale Kinoproduktionen schufen, umso bekannter. Die Herren gelten als Pioniere der polnischen Plakatkunst, deren ikonische Bildsprache in vielen Lichtspielhäusern zu sehen war.

Theaterleiter Daniel Bäldle, Lidia Helena Jansen (M.) und Monika Kumięga vom Polnischen Institut Düsseldorf mit dem eigens für die Ausstellung von Jacek Staniszewski designeten Plakat. - Foto: C. Hötzendorfer

Filmfan Daniel Bäldle wollte mehr über die Plakatkünstler herausfinden, die einige seiner Lieblingsmotive gestaltet haben. So machte sich der Theaterleiter des Metropol-Kinos auf die Suche und fand heraus, dass es in den 50er Jahren in Polen eine Plakatschule gab, die Maßstäbe in einer völlig eigenständigen Kunstform setzte.

Letzte Vorbereitungen des Teams vor der Vernissage. - Foto: C. Hötzendorfer

„Wir arbeiten für unsere polnische Filmreihe schon seit Jahren mit dem Polnischen Institut zusammen, da lag es nahe, dort mit meinen Nachforschungen anzusetzen“, erinnert sich Bäldle. In Lidia Helena Jansen, im Institut Ansprechpartnerin für Film und Theater, fand er eine begeisterte Mitstreiterin. Schnell formte sich die Idee, eine gemeinsame Ausstellung zu kuratieren. Dafür holte Lidia Helena Jansen ihre Kollegin Monika Kumięga mit ins Boot, die sich im Institut um den Bereich Kunst und Design kümmert. Sie klopften bei der Dydo Poster Collection in Krakau an. Denn dort befindet sich die derzeit größte Sammlung von polnischen Filmplakaten weltweit. Zur Überraschung aller Beteiligten, war man in Krakau bereit, eine Auswahl als Leihgabe nach Düsseldorf zu schicken.

Stilistische Vielfalt und Bildsprache

Doch was macht diese Kinoplakate eigentlich so besonders? „Vor allem ist es die oft originelle Bildsprache und die stilistische Vielfalt“, erklärt Daniel Bäldle, was ihn daran fasziniert und Lidia Jansen ergänzt: „Man muss die Motive immer im Zusammenhang mit ihrer Entstehungszeit sehen. In den 50er Jahren durfte nicht offen Kritik an Politik und Gesellschaft geübt werden“. Deshalb gingen die Künstler dazu über, subtile Botschaften in ihre Filmplakate einzubauen. Kleine Hinweise, die nur verstanden werden, wenn man genau hinschaut und die Verhältnisse kennt.

Blick in die Ausstellung im Polnischen Institut Düsseldorf. - Foto: C. Hötzendorfer

Dabei beschränkten sich die Künstler keineswegs nur auf die Gestaltung polnischer Filmplakate. Auch internationale Produktionen von Klassikern wie Fellinis Casanova, über Tarantinos Pulp Fiction bis hin zu Stallones Rocky, bekamen für den polnischen Markt individuell entworfene Poster.

Maßstäbe setzend

Die Blütezeit dieser außergewöhnlichen Kunst lag in den 50er und 60er Jahren. Tatsächlich setzte sie weltweit in Designerkreisen Maßstäbe mit Einflüssen über die reine Filmankündigung hinaus. Bald schon fanden sich Zitate der polnischen Plakatschule auch in Konzertpostern und sogar in der Werbung.

Mit dem Fall des eisernen Vorhangs, veränderte sich der Einfluss internationaler Filmverleiher auf den polnischen Markt. Sie wollten ihre Blockbuster weltweit gleich bewerben. Damit begann der Niedergang dieser individuellen Kunstform. „Heute kommen die Filme in einer so hohen Taktung in die Kinos, dass eine aufwendige Plakatgestaltung viel zu teuer wäre“, bedauert Daniel Bäldle. 

Stilitische Vielfalt und eine starke Bildsprache mit versteckten Botschaften. - Foto: C. Hötzendorfer

Nicht zuletzt deshalb, will er gemeinsam mit dem Polnischen Institut die Kreativität der Künstler wieder ins Bewusstsein rufen.

Vernissage

Zur Ausstellung, die am 19. Oktober um 18 Uhr im Cinema in der Altstadt eröffnet wird, gibt es ein umfangreiches Rahmenprogramm mit Führungen, einer eigens konzipierten Zeitschrift und Sondervorführungen im Bambi-Kino. Darunter die Dokumentation Freedom on the Fence der Design-Professorin Andrea Marks aus Oregon, die zur Geschichte der polnischen Plakatkunst geforscht hat. „Die Filmemacherin wird im Anschluss an die Vorstellung per Zoom zum Publikumsgespräch dazugeschaltet“, verspricht Theaterleiter Daniel Bäldle. Zu sehen sein wird die Dokumentation am 27. November im umgebauten Metropol-Kino. Die Ausstellung Polnische Plakatkunst im Kino richtet sich nicht nur an Filmfans. „Wir hoffen auch darauf, dass sich Design-Studenten dafür interessieren. Weil die polnische Plakatschule bis heute Einflüsse in so viele Bereiche hat“, wünscht sich Bäldle.

Claudia Hötzendorfer

Die Ausstellung Polnische Plakatkunst im Kino ist ab 19. Oktober bis 31. Januar 2024 in allen Foyers der Düsseldorfer Filmkunstkinos und im Polnischen Institut, Citadellstr. 7 zu sehen. Infos zu Öffnungszeiten und zum Programm unter: www.filmkunstkinos.de und www.instytutpolski.pl/duesseldorf

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