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Große Trommelkunst aus Japan – Kodo begeistert in der Tonhalle

Keine Frage, Kodo gehören zur A-Liga der japanischen Trommelgruppen, die regelmäßig Deutschlands Bühnen bespielen. Das zeigte sich auch beim Start der aktuellen Deutschlandtour am Dienstagabend in Düsseldorf. Gekonnt präsentierte das Ensemble dabei eine Auswahl aus ihrem inzwischen über vier Jahrzehnte umfassenden Repertoire, neu arrangiert und interpretiert. Im Vergleich zum Programm der vorherigen Tour, bekommt die aktuelle Show Legacy durch den Einsatz von Gesang und weiteren Instrumenten noch mehr Dynamik und Abwechslung. Was den Einstieg in die Welt des Taiko gerade für ein noch nicht so erfahrenes Publikum interessant macht.

Zum Tourauftakt kamen Kodo mit ihrer aktuellen Show "Legacy" nach Düsseldorf. - Foto: Takashi Okamoto/Alegria

Im Saal ist es mucksmäuschenstill, als Kodo am Dienstagabend leise summend die Bühne der Tonhalle Düsseldorf betritt. Die Stimmen schwellen nur langsam an, Flötenklänge gesellen sich dazu und erste noch zurückgenommene Trommelschläge sind zu hören. Im Verlauf des rund zweistündigen Programms wechseln sich temporeiche sehr dynamische Stücke mit leiseren fast meditativen Passagen ab. Eben noch wird die Shime (die kleinste Trommel) in atemberaubendem Tempo mal sehr leise, dann zum Crescendo ansteigend bearbeitet, dann erklingen federleichte Flöten, um den tieferen Tönen großer Daikos zu weichen.

Jahrhunderte alte Tradition

Kodo bewahren eine über Jahrhunderte währende Tradition und nehmen nur zögerlich auch moderne Elemente in ihre Performance auf. So war es sehr lange verpönt, dass Frauen die großen Trommeln schlagen dürfen. Taiko oder Daiko (jap. für Trommel) war ursprünglich vor allem den Männern vorbehalten. Die aktuelle Show, die Kodo vorstellen, trägt den vielsagenden Titel Legacy, Der bezieht sich auf das reichhaltige Erbe, aus dem die Ensemble-Mitglieder schöpfen können.

Kodo schöpfen aus einem über vier Jahrzehnte gewachsenen Repertoire. - Foto: Takashi Okamoto

Denn Kodo war eine der ersten Taiko-Gruppen überhaupt, die das traditionelle Trommelspiel zu einer Bühnenperformance machten, die zu international erfolgreichen Tourneen führte. Das über vier Dekaden hinweg entstandene Repertoire haben Kodo in die Hände der nächsten Taiko-Generation gegeben, die klassische Stücke wie Miyake oder Monochrome neu interpretiert und um eigene Ideen erweitert.

Konzentration aufs Wesentliche

Doch bei aller Modernität bleibt der Fokus von Kodo doch auf die Tradition gerichtet. Es gibt weder aufwendige Bühnenshows und -dekorationen, noch Martial Arts Elemente, Kostümwechsel oder Lichtspektakel, wie bei anderen Taiko-Gruppen. Auch ein Interagieren mit dem Publikum, etwa durch eine Begrüßung und Erklärungen zu den einzelnen Stücken, gibt es nicht. Vielmehr erlebt das Publikum eine energiegeladene Performance, hoch konzentriert und für alle Künstler körperlich extrem anstrengend.

Höhepunkt jeder Show ist das Spiel auf der O-Daiko. - Foto: Takashi Okamoto/Alegria

Die verschieden großen Trommeln werden durch Drachenflöten, Zimbeln oder mehrstimmigen Gesang verstärkt. Welch Glück, dass Kodo in der Tonhalle Düsseldorf gastieren, deren Akustik wie geschaffen für ihre Performance ist. Den Höhepunkt jeder Show bildet das geistig und körperlich herausfordernde Spiel auf der O-Daiko, der mit 120 cm Durchmesser größten der Trommeln. Sie wird nur zu bestimmten Anlässen geschlagen. Voraus geht eine Hitotsu genannte Performance eines rund 1200 Jahre alten Hoftanzes, begleitet von chinesischen Zimbeln, Gongs und tibetischen Hörnern.

Foto: Takashi Okamoto/Alegria

Fazit: Kodo sind immer noch ein Garant für traditionelles Taiko auf höchstem Niveau, das sich langsam den Impulsen der nächsten Generation öffnet. Die interpretiert mit dem gebotenen Respekt das klassische Repertoire neu und entwickelt es weiter, ohne zu vergessen, wie groß das Erbe ist, das sie antritt.

Infos zu Konzertterminen und Workshops unter: https://www.kodo.or.jp/en/

Claudia Hötzendorfer      

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