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Zakk geht mit dem Science Slam Online

Wissenschaft kurzweilig, spannend und für den Laien verständlich darzustellen, das sind die Grundvoraussetzungen für einen Science Slam. Im Gegensatz zum Poetry Slam, bei dem Wortkünstler gegeneinander antreten, gehen Forschende in den Wettstreit miteinander und jeder der Teilnehmer darf dafür Hilfsmittel wie PowerPoint und Live-Experimente einsetzen. Vier Wissenschaftler gaben am Sonntagabend beim ersten vom Düsseldorfer Kulturzentrum Zakk organisierten Online-Science Slam alles, um das Publikum von ihrer Präsentation zu überzeugen. Steffen Scherrer heimste am Ende den begehrten Pokal ein.

Für das Zakk als Veranstalter war es eine Premiere, ebenso wie für die vier Slammer und 66 Teilnehmer. Denn für den wissenschaftlichen Schlagabtausch wählten sie das eher intime Zoom-Format. Entspannte Wohnzimmer-Atmosphäre also für alle Beteiligten. Dennoch galt es, das Publikum von sich und dem gewählten Thema zu überzeugen. Schließlich würde es am Ende darüber abstimmen, wer seine Sache so gut gemacht hatte, dass er dafür den Slam-Pokal mit nachhause nehmen darf oder wie in diesem besonderen Fall, mit der Post geschickt bekommt.

Das bewährte Poetry-Slam-Duo Christine Brinkmann und Helge Goldschläger übernahm die Moderation und sprang damit kurzfristig für Verena Meis und Markim Pause ein, die technische Schwierigkeiten hatten.

Anders als beim analogen Slam, machte es Zoom für Zuschauer möglich, Fragen an die vier Wissenschaftler in den Chat zu schreiben. Die durften sich drei davon aussuchen, um sie zu beantworten.

Alles andere als trockene Forschung

Die Beiträge der Slammer waren alles andere als trockene Forschung, denn es gab reichlich Bezüge zum Alltag.

Der Bochumer Geologe Markus Brüne ging beispielsweise der Frage nach, wohin der Rauch abzieht, wenn es in einer U-Bahn brennt und erklärte, warum Architekten vielleicht auch mal mit einem Geologen sprechen sollten, bevor sie Gebäude entwerfen, weil der Winkel der Sonneneinstrahlung Brände auslösen könnte.

Luka Schuster, Medizinstudent an der Heinrich-Heine-Uni Düsseldorf, befasste sich mit der Arzt-Patienten-Beziehung und verriet, was Haushaltsgeräte damit zu tun haben. Immerhin versterben rund 100 Menschen jährlich an autoerotischen Verletzungen! Ein Phänomen das Morbus Kobold genannt wird, in Anspielung an ein gleichnamiges Staubsaugermodell. Er stellte fest, dass ein Hausarzt im Durchschnitt seine Patienten nach elf bis 22 Sekunden unterbricht und zu viele Fachausdrücke verwendet.

Selbstmordwald und Oktopus

Charlotte Henschel widmete ihren Slam dem Phänomen Aokigahara. Einem als Selbstmordwald bekannt gewordenen Gelände nahe des Vulkans Fujiyama. Im 16. Jahrhundert brachten die Japaner alte Frauen zum Sterben dorthin, wenn sie nicht mehr versorgt werden konnten. Die verwandelten sich in böse Geister. Das Waldgebiet zieht bis heute Menschen an, die ihrem Leben ein Ende setzen wollen. Allerdings weit weniger als das Internet glauben machen will, wie Henschel belegen konnte und dennoch sterben dort jährlich rund 54 Menschen. Übrigens keineswegs nur Suizidgefährdete. Manch ein Tourist will nicht auf die Warnungen der Ortskundigen hören, die darauf hinweisen, dass es sich bei dem Waldgebiet um vulkanisches Gelände handelt, das ähnlich wie ein Moor Unachtsamkeit mit dem Tod bestrafen kann.

Spannend wurde es auch bei Steffen Scherrer. Der Oldenburger überzeugte mit einem kurzweiligen Vortrag am Beispiel des Oktopusses Hank aus dem Disney-Film „Findet Dorie“. Immerhin ein Wesen, das seit über 500 Millionen Jahren unverändert durch die Ozeane schwimmt.  Das über drei Herzen und neun Gehirne verfügt, ein zentrales und in jedem Fangarm eins. „Irgendwas muss für die gut gelaufen sein. Das möchte ich verstehen, weil wir viel von ihnen über die Prinzipien des Lebens lernen können“, bringt der Neurologe Scherrer seine Motivation auf den Punkt, sich mit der so genannten synaptischen Plastizität im Gehirn zu beschäftigen, die für den Prozess des Lernens verantwortlich ist. Für seinen kurzweiligen und spannenden Vortrag belohnte ihn das Publikum mit dem Slam-Pokal.

Claudia Hötzendorfer

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