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Wie Blinde und Sehbehinderte Düsseldorfs Museen erkunden können

Während sich schon viele auf die Nacht der Museen freuen und eifrig planen, was sie sich aus dem umfangreichen Angebot herauspicken werden, wird es für Blinde und Sehbehinderte schon knifflig, wenn sie einen Museumsbesuch nur planen. Welche Angebote kommen für sie überhaupt infrage und sind die dann auch auf ihre speziellen Bedürfnisse eingestellt? Der Blick in die Internetauftritte der Düsseldorfer Museen ist ernüchternd. Spezielle Angebote für Menschen mit Beeinträchtigungen werden nur für das Stadt- und das Hetjes-Museum ausgewiesen. Auf Anfrage der Redaktion stellt sich allerdings heraus, dass auch die Kunsthalle zu jeder aktuellen Ausstellung akustische Führungen für Blinde- und Sehbehinderte anbietet. Das Schifffahrtsmuseum kann mit vorheriger Anmeldung auch mit speziellen Führungen erkundet werden.

Hans Jungels kann mit weißen Handschuhen im Stadtmuseum Düsseldorf eine historische Glocke ertasten. - Foto: C. Hötzendorfer

Zugegeben, es ist schwierig, durch eine rein bebilderte Ausstellung zu gehen, wenn man nichts sieht. Zudem sind Skulpturen und Installationen auch nicht immer geeignet, um berührt zu werden.

Wie es aber dann doch interessant für Blinde und Sehbehinderte werden kann, sich eine Ausstellung zu erschließen, zeigt beispielsweise das Stadtmuseum. Hans Jungels ist, wie er schmunzelnd zugibt „von Natur aus neugierig und an vielem interessiert.“ Der 76-jährige ist fast blind. Sein weißer Stock hilft ihm dabei, sich im Straßenverkehr und in unbekannten Räumen zu orientieren. „Ich habe noch einen minimalen Sehrest, mit dem ich je nach Lichtverhältnissen Umrisse erkennen kann“, verrät er der Düsseldorfer Museumspädagogin Elena Zehnpfennig, die seit 2009 im Stadtmuseum auch verantwortlich für die Sonderführungen ist. Speziell für Blinde, Sehbehinderte und Gehörlose, hat sie dafür eine Schuldung gemacht. „Wir haben das Glück, dass ich hier im Haus fest beschäftigt bin. In anderen Städten, gibt es geschulte Kollegen, die für alle Museumsangebote zuständig sind“, bedauert sie. Denn darunter müsste zwangsläufig die fachliche Kompetenz für die jeweiligen Ausstellungen leiden, ist Zehnpfennig überzeugt.

Ausgewählte Objekte dürfen berührt werden. Allerdings müssen dafür Handschuhe übergestreift werden. - Foto: C. Hötzendorfer

Sie nimmt Hans Jungels im Foyer in Empfang. Im Arm hält die Museumspädagogin je eine Mappe in Blindenschrift und eine in Großdruck, die alle wichtigen Informationen zur Dauerausstellung zusammenfassen und einen ertastbaren Raumplan des Gebäudes. „Wir haben einen speziellen Blindenpfad entwickelt“, erklärt sie. Dieser führt zu bestimmten Objekten im Haus, die betastet werden dürfen. Dazu hat sie ein paar weiße Handschuhe mitgebracht, die Hans Jungels nun überstreift, um eine historische Glocke aus dem Jahr 1454 mit seinen Händen zu erkunden. An der nächsten Station, kann Hans Jungels Gartenskulpturen genauer untersuchen, die jeweils einer Jahreszeit gewidmet sind.

Vor den Schaukästen, die beispielsweise ein Modell des alten Schlosses zeigen, orientiert sich Hans Jungels an dessen Umrissen. Mit Elena Zehnpfennig entspinnt sich eine rege Diskussion über die Düsseldorfer Stadtgeschichte. Nach etwa einer Stunde ist der Rundgang im Erdgeschoß beendet und Hans Jungels könnte noch in den ersten Stock, um dort weitere Exponate und die aktuelle Ausstellung kennen zu lernen. Aber der 76-jährige ist müde. „Es ist doch sehr anstrengend“, bilanziert er. Fügt aber hinzu, dass er großen Spaß an der Führung und dem Austausch mit Elena Zehnpfennig hatte und gerne wiederkommt.

Angebote der Düsseldorfer Museen

Das Stadtmuseum bietet einen Blindenpfad und regelmäßige Führungen für Blinde-, Sehbehinderte und Gehörlose an. Anmeldung unter: 02 11/8 99 – 61 70.

Die Kunsthalle hat akustische Führungen für Blinde und Sehbehinderte sowie für Gehörlose mit einem Gebärdendolmetscher zu jeder aktuellen Ausstellung im Angebot. Hier steht vor allem der Dialog über die Kunst zwischen Besucher und Museumspädagogen im Vordergrund. Termine werden jeweils auf der Homepage www.kunsthalle-duesseldorf.de bekanntgeben.

Das Hetjes-Museum hat ein spezielles Angebot für Blinde- und Sehbehinderte entwickelt, bei dem ausgesuchte Objekte aus dem Museumsdepot, Repliken und Ausstellungsstücke ertastet werden dürfen. Anmeldungen unter: 02 11/8 99 – 42 06.

Auch das Schifffahrtsmuseum ist auf Blinde- und Sehbehinderte Besucher mit speziellen Führungen eingestellt, die allerdings angefragt werden müssen. Infos hierzu unter: 02 11/8 99 – 61 65

Das Maxhaus hat seit Mitte April einen Audio-Guide, der für 3,- Euro ausgeliehen werden kann und in die Geschichte des Standorts sowie durch die wechselnden Ausstellungen führt. Siehe hierzu auch unseren Bericht.

Das Mitbringen eines Assistenzhundes ist in den genannten Museen erlaubt.

Claudia Hötzendorfer

 

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