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Vorpremiere: „Die Frau, die vorausgeht“ im Cinema Düsseldorf

Ende des 19. Jahrhunderts macht sich eine unerschrockene Frau auf den Weg ins Dakota-Territorium. Sie will den Sioux-Häuptling Sitting Bull portraitieren und wird bald zu dessen Vertrauten, die sich für die Rechte der Native Americans einsetzt. Der Spielfilm Die Frau, die vorausgeht steht in der Tradition moderner Indianer-Filme, wie Geronimo, Der mit dem Wolf tanzt oder jüngst Hostiles – Feinde. Noch vor dem offiziellen Start am 5. Juli zeigt das Cinema in Düsseldorf das Bio-Pic in einer Vorpremiere in der Originalfassung mit deutschen Untertiteln.

Michael Greyeyes ist die Idealbesetzung für Stammesführer Sitting Bull. - Foto: Tobis/Richard Foreman

Neben Crazy Horse ist Sitting Bull der bekannteste Häuptling der Sioux. Der Medizinmann der Hunkpapa-Lakota und sein Kampf gegen die Landnahme durch weiße Siedler, fasziniert die Malerin Catherine Weldon (Jessica Chastain) so sehr, dass sie allen Widrigkeiten zum Trotz allein von New York in den Mittleren Westen ins Dakota-Territorium aufbricht, um den Stammesführer zu portraitieren.

Kommandant James McLaughlin (Ciarán Hinds) ist Catherine Weldons Engagement für die Native Americans ein Dorn im Auge. - Foto: Tobis/Richard Foreman

In Ford Yates trifft die engagierte Catherine mit ihrem Vorhaben auf wenig Gegenliebe. Kommandant James McLaughlin (Ciarán Hinds) will sie schnellst möglich wieder loswerden. Er sieht in ihr eine Aufwieglerin, die seine Interessen, den Sioux ihr Land für Siedler zu nehmen, torpedieren wird. Im Neffen Sitting Bulls findet sie schließlich einen Verbündeten, der sie zu dem legendären Häuptling ins Lakota-Reservat bringt. Er hat die Hoffnung, sie könnte den Stammesführer davon überzeugen, dass er anstatt Kartoffeln zu ernten, sich wieder seinen Pflichten als Sprecher für sein Volk widmen muss.

Vertraute und Feinde

Sitting Bull (Michael Greyeyes) willigt ein, sich von der New Yorkerin malen zu lassen, wenn sie ihn dafür bezahlt. Mit der Zeit wird Catherine für die Lage, in der sich die Lakota befinden, zunehmend sensibilisiert und beginnt sich auf die Seite des Stammes zu stellen. Das bringt ihr einerseits das Vertrauen Sitting Bulls entgegen, auf der anderen Seite macht sie sich durch ihre Haltung unter den Soldaten im Fort und den Siedlern Feinde.

Mit der Zeit werden Sitting Bull (Michael Greyeyes) und Catherine Weldon (Jessica Chastain) Freunde. - Foto: Tobis/Richard Foreman

Filmemacherin Susanna White zeichnet das Portrait einer willensstarken Frau, die sich gegen alle Widerstände durchsetzt. Optimal besetzt mit Jessica Chastain, die der Figur gleichzeitig eine gewisse Kantigkeit und Sensibilität verleiht. Die Regisseurin inszeniert ihr Bio-Pic mit Bildern, die einerseits die Kargheit und andererseits die Weite der Landschaft einfangen. Michael Greyeyes entpuppt sich ebenfalls als ideale Besetzung für einen Häuptling, der Würde ausstrahlt und immer noch den Krieger durchscheinen lässt, der er einmal war. Das ernste Thema der Landnahme und Vertreibung der Native Americans verbindet White mit leisen und manchmal auch humorigen Untertönen. Beispielswiese, wenn Sitting Bull Catherine auf die Gepflogenheiten in seinem Stamm hinweist, als sie ihn während einer Ratssitzung mit den Ältesten ins Wort fällt: „Das sieht so aus, als würden Sie mir Anweisungen geben. Ein Häuptling nimmt aber keine Anweisungen von einer Frau entgegen“. Dass die Malerin lieber zu Fuß geht, als auf ein Pferd zu steigen, kommentiert Sitting Bull mit dem Hinweis, dass sie besser nicht immer vorauslaufen soll, um ihn nicht bloß zu stellen.

Die Frau, die vorausgeht, ist ein gelungener Anti-Western, dem man seine historische Ungenauigkeit nachsieht, weil er zeigt, dass sein Thema auch heute noch aktuell ist und sowohl Inszenierung, als auch Besetzung überzeugen.

Historischer Hintergrund

Steven Knights Drehbuch lehnt sich an die Geschichte der Künstlerin Caroline Weldon an, nimmt sich jedoch dramaturgisch viele Freiheiten. Weldon hatte nach dem Tod ihrer Mutter ein kleines Vermögen geerbt, das es ihr erlaubte, mit ihrem unehelichen Sohn Christy 1889 ins Dakota-Territorium zu reisen, um dort mit dem Stamm der Lakota-Sioux zu leben. Sie wurde Mitglied der National Indian Defense Association (NIDA) und setzte sich als Aktivistin für Sitting Bull und die Lakota ein, deren Land durch das US-Militär für weiße Siedler beschlagnahmt wurde.

Die resolute Catherine (Jessica Chastain) geht nach einem traumatischen Erlebnis als Kind mit Pferden, lieber zu Fuß. - Foto: Tobis/Richard Foreman

Für den Häuptling und Medizinmann übernahm sie Aufgaben als Übersetzerin, Sekretärin und Advokatin. Dafür erlaubte er ihr, gemeinsam mit Sohn Christy bei seiner Familie zu leben. Indian-Agent James McLaughlin setzte tatsächlich das Gerücht in Umlauf, sie habe eine Affäre mit dem Stammesoberhaupt, was ihr den Hass der weißen Bevölkerung einbrachte und eine Presse-Kampagne gegen sie anfeuerte.

Wie im Film warnte sie Sittung Bull 1890, als sich die Geistertanz-Bewegung unter den Stämmen immer weiter ausbreitete, dass die US-Regierung dies zum Vorwand nehmen würde, die Sioux-Nation auszulöschen. Der Häuptling wandte sich daraufhin von ihr ab, auch weil ihr Sohn an einer Sepsis erkrankt war und er fürchtete, seine Familie könnte sich damit anstecken. Welden verließ daraufhin die Standing Rock Indian Reservation. Seine Ermordung erlebte sie nicht mit. Zwei ihrer vier Öl-Portraits von Sitting Bull sind erhalten geblieben und sind heute Teil der Sammlung der North Dakota Historical Society in Bismarck/ND und des Historic Arkansas Museum in Little Rock/AR.

Vorpremiere: Das Cinema in Düsseldorf, Schneider-Wibbel-Gasse, zeigt Die Frau, die vorausgeht am 2. Juli in der Originalfassung mit deutschen Untertiteln. Beginn: 19 Uhr.

Filmstart: 5 Juli 2018

Nähere Informationen zu Vorführungszeiten unter:  https://filmkunstkinos.de/programm/ und https://www.programmkino.de

 

Claudia Hötzendorfer   

 

 

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