Malou hat einen Traum. Sie ist Tänzerin und sie will auf die Bühne. Doch die Hochschule lehnt sie immer wieder ab. Das war die Grundidee von Adi Wojaczek für einen 99 Sekunden langen Clip, den er vor rund vier Jahren unter dem Titel Malou gedreht und damit gleich auf der Berlinale 2015 den 99Fire Films Award als bester Kurzfilm abgeräumt hat. „Ich wollte die Geschichte unbedingt noch einmal etwas ausführlicher in 15 Minuten erzählen“, erinnert sich der Regisseur und Autor. Am Montag fiel dafür die letzte Klappe im Central, dem Interimszuhause des Düsseldorfer Schauspielhauses am Hauptbahnhof.

Als Hauptdarsteller konnte Wojaczek Romina Küper (Malou), Charles Rettinghaus und Veronica Ferres gewinnen, die für die Umsetzung auf ihre Gage verzichteten. Rettinghaus ist vielen auch durch seine Stimme bekannt. Denn er ist nicht nur Teil vieler Hörbuchproduktionen, er synchronisiert auch Schauspieler wie Jamie Foxx oder Robert Downey Jr.
„Wir hatten für das Projekt keine Fördergelder. Deshalb haben wir es komplett selbst finanziert“, verrät Produzent Patrick Mölleken. Allein für die Technik fallen tägliche Kosten von rund 20.000 Euro an. Die wollen erstmal gestemmt sein.
Vier Tage hatte das Team für die Dreharbeiten in Düsseldorf und Essen eingeplant. „Wir haben händeringend nach einer Bühne gesucht und das Schauspielhaus ist kurzfristig eingesprungen“, freut sich Mölleken. In Essen entstanden Szenen mit Tänzern der Folkwang-Schule.

Adi Wojaczek ist in Sachen Kurzfilm kein Unbekannter. Drei Jahre in Folge standen seine Arbeiten auf der Longlist für den Kurzfilm-Oscar. Das hat auch Veronica Ferres beeindruckt. Die beiden saßen bei der letzten Berlinale gemeinsam in der Jury für den 99Fire Films Award. Der gebürtigen Solingerin gefiel die Geschichte, denn Malou, das Mädchen in seinem Film, das unbedingt tanzen will und immer wieder abgelehnt wird, ist gehandicapt. „Es geht darum, dass viele Menschen mit Behinderungen überhaupt gar nicht erst eine Chance bekommen, ihr Talent zu zeigen“, meint Veronica Ferres und „es geht um Träume“, ergänzt Wojaczek und darum, „dass es sich lohnt, dafür zu kämpfen, auch wenn alles gegen einen spricht.“

Die Ferres mimt eine Mitarbeiterin der Schulverwaltung, die Malou ein Vortanzen ermöglicht und dabei ihren Job riskiert. „Ich wollte schon immer eine Beamtin spielen“, lacht sie, die sich dem Schauspielhaus eng verbunden fühlt. „Als junge Schauspielerin habe ich für die Geierwally im großen Haus auf der Bühne gestanden“, erinnert sich die 53-jährige.
Der Rohschnitt von Malou wird Anfang Juni fertig sein. Der Kurzfilm soll danach auf internationale Festivaltour gehen. Wann er in den deutschen Kinos zu sein wird, steht bislang noch nicht fest.
Claudia Hötzendorfer
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