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NRW-Premiere: „Könige der Welt“ – schonungslos ehrliche Musiker-Doku

Vier Freunde wollen es noch einmal wissen. Können sie es wieder schaffen als Band? Eine Frage, auf die es keine einfache und schnelle Antwort gibt. Das zeigt der sehenswerte Dokumentarfilm Könige der Welt mit einer Ehrlichkeit, die es schon lange nicht mehr im Kino zu sehen gab. Zur NRW-Premiere kamen die Protagonisten gemeinsam mit den beiden Regisseuren ins Düsseldorfer Atelier Kino.

Matze hat es in der Hand, ob es diesmal mit der Karriere klappt. - Foto: W-Film.

In den letzten Jahren kamen einige Musikdokus über den Aufstieg und (Ver-)fall bekannter Künstler ins Kino. Die Zuschauer konnten unter anderem Amy Winehouse, Whitney Houston oder Janis Joplin dabei zuschauen, wie sie sich mit Drogen und Alkohol buchstäblich umbrachten. Andere berichteten über Bands wie die Scorpions oder U 2, deren Karriere vor einer Zäsur stand, die durchaus die Auflösung hätte zur Folge haben können. Irgendwo dazwischen bewegt sich Könige der Welt. An die Rocker von Union Youth kann sich kaum noch jemand erinnern, obwohl ihre Karriere beispiellos erfolgreich und für eine deutsche Band ungewöhnlich begann.

Frech, laut und jung-naiv

Um das Jahr 2000 trafen sich vier Freunde in einem Hobby-Keller, um Musik zu machen. Ihr Sound war rau, laut und bewegte sich irgendwo zwischen dem gerade angesagten Grunge und Alternative. Die Jungs nannten sie Union Youth und schickten ein paar Demo-Tapes versehen mit der Bemerkung: „Wir versprechen, die beste Rockband aller Zeiten zu werden. Wenn Ihr das nicht glaubt – fuck off“, an die größten US-Label. Die waren begeistert von den Rockern aus der deutschen Provinz und luden sie nach L. A. ein. Für kurze Zeit lebten Maze, Michael, Jan und Nobse das Leben von Rockstars. Traten in Johnny Depps Viper Room auf, trafen Robbie Williams in einer Bar und wurden mit Limousinen herumkutschiert. Doch als es dann soweit war und die Band nur noch ihre Unterschrift unter den heiß ersehnten Plattenvertrag mit einem Major-Label setzen musste, zog Frontmann Matze die Notbremse …

Band und Regie bei der NRW-Premiere in Düsseldorf (v.l.n.r.): Timo Großpietsch (Regisseur), Ole Fries (Gitarre), Markus Krieg (Bass), Christian von Brockhausen (Regisseur), Maze Exler (Gitarre, Gesang), Michael Borwitzky (Drums). Foto: W-Film/Stefan Zimmermann

Funkstille und Zusammenbruch

Allen war klar, ohne Matze, keine Band. Aus der Traum von der großen Rockstar- Karriere. Für Jahre herrscht Funkstille zwischen den Freunden. Matze, der schon zu Union Youth Zeiten seinen Drogenkonsum nicht mehr im Griff hatte, stürzt immer wieder ab. Musik ist das einzige, was ihm eigentlich immer Halt gab. So entscheidet er sich fünfzehn Jahre nachdem sich die Band aufgelöst hat, die alten Kumpels noch einmal zu mobilisieren. Die lassen sich nur zögerlich auf das Projekt ein. Die Kerben sitzen tief und die Frage, ob es diesmal wirklich klappen wird, steht wie ein rosa Elefant immer mit im Raum. Zumal schon die ersten Proben der neuen Formation, die den Namen Pictures bekommt zeigen, das Matze noch längst nicht wieder soweit ist. Als er dann auch noch völlig abstürzt und seine Kollegen im Studio hängen lässt, ist klar: wenn das Vorhaben von Erfolg gekrönt sein soll, muss Matze sich seinen Dämonen stellen und in eine Klinik gehen.

Immer nah dran  

Die Kamera der beiden Regisseure Christian von Brockhausen und Timo Großpietsch ist immer nah dran, begleitet Matze bei Therapeutengesprächen, Proben und bei seiner Rückkehr ins drogenfreie Leben. Schonungslos offen gehen alle Protagonisten mit dem Filmteam um. Eine Situation, die – das bestätigen alle beim Publikumsgespräch nach der NRW-Premiere im Atelier Kino in Düsseldorf – alles andere als leicht zu ertragen war. „Wir waren nie sicher, ob wir das Projekt wirklich zu Ende bringen können“, erinnert sich Timo Großpietsch. Die Dreharbeiten dauerten über Monate an. Die Geduld und die Ehrlichkeit aller, die an dem Film beteiligt waren, zahlte sich aus. Denn das Ergebnis bewegt. „Der Film macht Hoffnung“, bilanzierte ein Zuschauer und ein anderer meinte, „da zeigt sich mal wieder, wie wichtig echte Freunde sind“.

Vier Freunde, die gemeinsam durch Höhen und Tiefen gehen. - Foto: W-Film

Back on Stage mit einem Plattenvertrag   

Als Pictures touren die Freunde durch kleine Clubs und bauen sich mit eingängigen Songs und guten Texten aus der Feder von Matze, langsam wieder eine Fanbase auf. Auch ein Label hat Interesse bekundet und die Vier unter Vertrag genommen. Im August soll die erste Single erscheinen.

Könige der Welt erzählt eine Geschichte, die so oder so ähnlich immer wieder passiert, ob im Musikgeschäft oder anderswo. Ein Film, der nicht nur für Musikfans sehenswert ist.

Filmstart: 19. Juli 2018

Nähere Informationen zu Vorführungszeiten unter:  https://filmkunstkinos.de/programm/ und https://www.programmkino.de

 

Claudia Hötzendorfer  

 

 

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