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Komparse beim Film: „Das Ansprechen der Schauspieler ist Tabu“

Kaum ein Kino- und Fernsehfilm, der ohne Komparsen auskäme. Da macht auch die Produktion von Geborgtes Weiß, die unter der Regie von Sebastian Ko für einen Tag in Düsseldorf dreht, keine Ausnahme. Wir haben einmal hinter die Kulissen geschaut und nach den Do‘s and Don‘ts für Komparsen am Set gefragt.

Werner Keitel stand schon bei über 800 Film- und Fernsehproduktionen als Komparse vor der Kamera. - Foto: C. Hötzendorfer

Auf dem Parkplatz eines Golf Ressort in Düsseldorf-Hubbelrath trifft Werner Keitel Kolleginnen. Man kennt sich, trifft sich regelmäßig an Filmsets in ganz NRW. Die Komparsen sind früh dran. „Heute steht ein Nachtdreh an“, verrät Werner Keitel. Er ist extra aus Bad Neuenahr angereist. Zum ersten Mal als Komparse stand er als fünfjähriger Pimpf für die Verfilmung von Erich Kästners Kinderbuchklassiker Pünktchen und Anton vor der Kamera.

„Seitdem hat mich der Film nicht mehr losgelassen“, gibt der inzwischen 73-jährige zu. Bei über 800 Film- und TV-Produktionen hat er als Komparse mitgewirkt. „Ich wollte eigentlich aufhören, als ich in Rente ging, aber alleine zuhause langweile ich mich“, schmunzelt er verschmitzt. Wie er so da steht auf dem Parkplatz, schon aufgeregt und voller Erwartung, sieht er ein wenig aus wie Friedrich von Thun. Er könnte gut das Lichtdouble für den Schauspieler geben. „Das wäre noch was“, lacht Werner Keitel, denn Komparsenrollen seien in seinem Alter nur noch selten zu bekommen, bedauert er.

Keine Details ausplaudern

Das Set für Geborgtes Weiß, so der Arbeitstitel des Films, um den es heute geht, wurde am Vormittag im Golfclub vorbereitet. Die geplante Szene spielt im großen Saal. „Offenbar geht es um eine Abendgesellschaft“, gibt sich Werner Keitel verschwörerisch. Mehr darf er nicht verraten, denn Details auszuplaudern ist ebenso verboten, wie Fotos zu machen. „Da sind die Produktionen unerbittlich. Wer dabei erwischt wird, bekommt keine Jobs mehr“, weiß Keitel.

Erst am Abend vorher wurde den Komparsen der Drehort mitgeteilt. Da heißt es flexibel zu sein. „Wir bekamen noch den Hinweis, Abendgarderobe mitzubringen. Die Frauen Cocktailkleider, die Herren dunkler Anzug“, gibt der Komparse dann doch noch ein Detail preis und fügt hinzu: „Kein Smoking und auch kein weißes Hemd für die Männer hieß es.“

Axel Prahl und Annette Frier schätzen Komparsen

Gedreht hat Werner Keitel schon mit vielen Schauspielerin. Besonders in Erinnerung ist ihm Götz George geblieben. „Ich mache vieles, was in Köln produziert wird, Serien wie Cobra 11 oder Soaps wie Verbotene Liebe“, zählt er auf. Die Schauspieler anzusprechen sei absolut Tabu. Aber manche, wie Axel Prahl oder Annette Frier, seien immer nett zu den Komparsen, wechselten auch mal ein paar Worte mit ihnen. „Die meiste Zeit steht man rum und wartet. Dann kommen die Lichtproben, da kann ein Tag schon lang werden“, meint Keitel.

Dreh mit Ulrich Matthes und Susanne Wolff

Diesmal wird er mit Susanne Wolff und Ulrich Matthes vor der Kamera stehen, oder durchs Bild laufen, vielleicht aber einfach auch nur irgendwo in der Ecke stehen.

Was reizt jemanden, das immer wieder zu tun? „Die besondere Atmosphäre beim Film und die Möglichkeit, all diese bekannten Schauspieler zu treffen, ihnen im Grunde ganz nahe zu sein“, zählt Werner Keitel auf. Dass die meisten von ihnen die Komparsen gar nicht wahrnähmen, findet er schade. Schließlich sind sie wichtige Elemente, die einen Film erst ausmachen. „Stellen Sie sich vor, Sie haben eine Ballszene ohne Komparsen. Sie wäre keine oder?“, stellt Keitel fest. Das Honorar für einen Dreh sei eher ein Taschengeld, gehe je nach Produktion bei 50 Euro am Tag los. Aber wegen des Geldes, kommt Werner Keitel nicht nach Düsseldorf. „Ich bin einfach neugierig, was am Ende aus den Szenen wird.“ Ob er sich den Film später anschaut? „Natürlich, ich möchte ja sehen, ob die Kamera mich eingefangen hat“.

Claudia Hötzendorfer    

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