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Ein Backstagebesuch in der Tonhalle Düsseldorf

Der Chor des Düsseldorfer Musikvereins feiert 2018 sein 200-jähriges Bestehen und ist deutschlandweit damit der älteste und einzige, der über so einen langen Zeitraum hinweg ununterbrochen existiert. Eng verbunden mit seiner Geschichte ist die Tonhalle. Das Konzerthaus mit seiner weithin sichtbaren Kuppel hat sich mit seinem Programm in den letzten Jahren geöffnet und bietet Jazz, Pop oder Taiko-Trommeln ebenso eine Bühne, wie dem Kabarett oder Literaturveranstaltungen. Dies ist nicht zuletzt Michael Becker zu verdanken, seit 2007 Intendant der Tonhalle, der sich auch die Jugendförderung auf die Fahne geschrieben hat. Exklusiv gewährt er Rhein-Ruhr-Kultur.net einen Blick hinter die Kulissen.

Die 1925 als Planetarium und Veranstaltungsort geplante Tonhalle, ist heute ein beliebtes Konzerthaus. - Foto: C. Hötzendofer

Durch die dicken Türen dringen Flötenklänge. „Im Saal wird gerade geprobt verrät Michael Becker, seit 2007 Intendant der Tonhalle und gleichzeitig Leiter der Düsseldorfer Symphoniker.

Die Tonhalle ist Heimstatt der Düsseldorfer Symphoniker. - Foto: S. Diesner

Der imposante Bau mit der weithin sichtbaren Kuppel am Rheinufer ist auch Heimstatt des Düsseldorfer Musikvereins und dessen Chor, der in diesen Tagen sein 200-jähriges Bestehen feiert. „Es ist deutschlandweit einzigartig, dass ein Chor ununterbrochen über zwei Jahrhunderte hinweg existiert“, stellt Michael Becker nicht ohne Stolz fest. Auch die Tonhalle schaut auf eine bewegte, wenn auch nicht so lange Vergangenheit zurück, die nicht nur mit Musik, sondern auch mit Kunst und Architektur verbunden ist.

Planetarium und Veranstaltungshalle

1925 entwarf der Architekt Wilhelm Kreis die Tonhalle als Teil des Ehrenhofs. Sie sollte als Veranstaltungsort und Planetarium einen Kontrapunkt zum Musseen-Ensemble setzen. Der goldene Stern auf der Kuppelspitze und die Skulpturen der Götter Venus, Saturn, Mars und Jupiter weisen bis heute auf die ursprüngliche Nutzung hin.

Intendant Michael Becker gewährte Rhein-Ruhr-Kultur.net einen Blick hinter die Kulissen. - Foto: S. Diesner

„Viele verbinden durch Wilhelm Kreis den Ehrenhof mit der Zeit des Nationalsozialismus. Dort hat beispielsweise auch die Bücherverbrennung stattgefunden“, bilanziert Michael Becker. Stellt jedoch klar: „Die Architektur ist tatsächlich neoklassizistisch und im Innenraum expressionistisch.“ So gilt beispielsweise das so genannte „grüne Gewölbe“, als eines der schönsten Beispiele für expressionistische Architektur. Es beherbergt heute Gastronomie und Kunstobjekte, die in Vitrinen ausgestellt sind.

Umbau Mitte der 1970er

Mitte der 1970er Jahre wurde die Tonhalle durch die Architekten Hentrich-Petschnigg (HPP) umgestaltet. „Seitdem liegt der kugelförmige Konzertsaal auf dicken Betonträgern auf, die gleichzeitig die Versorgungsschächte enthalten“, erklärt Michael Becker. Das gibt dem darum herum angelegten Rundgang Durchlässigkeit. Die Rotunde unter dem Saal hat sich in den letzten vier Jahrzehnten ebenfalls zum beliebten Veranstaltungsort entwickelt.

Die einzigartige Akustik der Tonhalle wissen auch die Taiko-Trommler der Gruppe "Kodo" zu schätzen. - Foto: C. Hötzendorfer

Wer den Innenraum betritt, muss reichlich Stufen laufen, das gilt für das Publikum ebenso wie für die Künstler. Deren Garderoben liegen im Außenring im ersten Stock. Dort befinden sich auch die Küche und ein Raum für die Kinderbetreuung. „Ich glaube, wir haben das kleinste Instrumentenlager, dass Sie sich vorstellen können“, stapelt Michael Becker tief. Zugegeben, ein wenig eng ist es im Innenring des ersten Stocks schon und die drei Flügel des Hauses, Pauken und Trommeln drängeln sich auf kleinsten Raum. Aber irgendwie gehört es wohl auch zum Charme des Hauses. Die Künstler müssen, wie das Publikum, über eine Rampe in den kugelförmigen Konzertsaal gehen. Dort belohnt alle die einzigartige Atmosphäre und seit der Sanierung 2005 auch ein ausgefeilter Klang.

Tonhalle 0-100

Die Bühne ist längst nicht mehr nur der Klassik vorbehalten. Das Programm der Tonhalle ist breit aufgestellt und umfasst Jazz- und Pop-Konzerte ebenso wie Kabarett oder Lesungen.

Auch Pop wie die Show "Boybands forever" hat inzwischen seinen festen Platz im Programm der Tonhalle. - Foto: C. Hötzendorfer

Mit Michael Becker hat sich das Haus als eines der ersten deutschlandweit ganz bewusst allen Altersgruppen geöffnet. Mit seinem Projekt Tonhalle 0-100 initiierte der gebürtige Osnabrücker verschiedene Reihen, die sich an unterschiedlichste Zielgruppen richten. So spricht Ultraschall werdende Mütter an und Ignition Kinder- und Jugendliche. Mit Ehring geht ins Konzert, erreichen wir so viele, die den Weg in die Tonhalle finden, die sonst vielleicht nie auf Klassik gekommen wären“, freut sich der 52-jährige.

Obwohl der Kuppelbau zwischen Hofgarten und Oberkasseler Brücke mit jedem Stein Geschichte ausstrahlt, bleibt er mit seinen vielen Kunstwerken unterschiedlichster Colour und seinen runden Formen zeitlos. „Ich glaube, das ist es auch, was Menschen jeden Alters anspricht“, ist Intendant Michael Becker überzeugt.

Weitere Informationen unter www.tonhalle.de.

Claudia Hötzendorfer

 

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