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Düsseldorferin verfilmt ihre Familiengeschichte

Zum Internationalen Tag der Familien der Vereinten Nationen, zeigt das Bambi-Kino in Düsseldorf am 14. Mai in einer Sondervorstellung mit anschließender Publikumsdiskussion Beyond the Intersection. Der Dokumentarfilm erzählt die deutsch-ghanaische Familiengeschichte der Journalistin Tina Adomako.

Die Journalistin Tina Adomako verfilmte ihre Familiengeschichte. - Foto: privat

Die Liebesgeschichte von Hanna und Joseph Adomako nahm ihren Anfang im London der 50er Jahre. Hanna, kam aus Deutschland, Joseph hatte Ghana verlassen, um in England zu studieren. Die Wuppertalerin heiratete Joseph und beschloss ihrem Mann in seine Heimat Ghana zu begleiten, nachdem das Land unabhängig geworden war, ohne eine Vorstellung davon zu haben, was sie dort erwartet.

Die älteste Tochter des Paares, Tina Adomako, lebt in Düsseldorf. Gemeinsam mit dem Regisseur Christoph Felder erzählt sie in der Dokumentation Beyond the Intersection ihre Familiengeschichte.

Families and Demographic Change

Das Bambi-Kino zeigt den Film am 14. Mai mit anschließender Diskussion zum Internationalen Tag der Familien, dem offiziellen Gedenktag der Vereinten Nationen. Das diesjährige Motto Families and Demographic Change, greift Beyond the Intersection auf. Der Film rollt dafür die Familiengeschichte seit den 50er Jahren bis heute auf und erzählt exemplarisch an den Adomakos von binationalen Beziehungen, wie es sie immer häufiger gibt. Allein in Deutschland ist jede sechste Ehe binational.

Tina Adomako mit ihren Eltern in Ghana. - Foto: privat

Ihre Motivation für den Film geht auf die ARD-Dokumentation Schwarzer Adam, weiße Eva über ihre Eltern aus den 60er Jahren zurück, wie Tina Adomako erzählt: „Das TV-Team kam damals zu uns nachhause, um unseren vermeintlichen Alltag zu filmen. Wir wurden fein zurecht gemacht und mein Vater las uns Kindern aus einem deutschen Bilderbuch vor, obwohl er gar kein Deutsch sprach“, erinnert sich die 64-jährige. Die Fernsehmacher waren angereist, um drei deutsche Frauen zu portraitieren, die einen afrikanischen Mann geheiratet hatten.

WDR winkte ab

Die toughe berufstätige Hanna Adomako, war wohl nicht ganz das, was sie erwartet hatten. „Wir haben eine strenge Erziehung gehabt“, resümiert ihre Tochter heute, die in Deutschland Karriere als Journalistin machte und in den 90er Jahren dem WDR vorschlug, „doch noch einmal eine Doku zu drehen und zu erzählen, wie sich die Geschichte ihrer Eltern weiterentwickelt hat“. Die Redakteure des Senders waren allerdings der Meinung, dass dies wohl niemanden interessiert. „Ich war geschockt und ehrlich auch ziemlich sauer“, gibt die Mutter eines Sohnes zu. Zu dieser Zeit lernte sie Christoph Felder kennen und beschloss, dass Filmprojekt auf eigene Faust umzusetzen. Keine leichte Aufgabe, denn die Adomakos leben inzwischen auf drei Kontinenten. Tina Adomakos Bruder Koffi ist erfolgreicher Architekt in Wuppertal, ihre jüngste Schwester lebt in Ohio, eine weitere Schwester ist Professorin in Ghana, ein Teil der Familie in London.

Beyond the Intersection erzählt davon, wie Hanna in ihrer Wahlheimat Ghana Fuß fasste, welche Schwierigkeiten sich aus der binationalen Beziehung für ihre Kinder ergaben. „Ich habe in beiden Ländern das Gefühl, nicht ganz dazu zu gehören“, gibt Tina Adomako zu. Anderes als ihre Mutter, die nur Englisch spricht, wuchs Tina auch mit dem in Ghana gesprochenen Dialekt Akan auf. „Meine Mutter spricht bis heute nicht Akan, obwohl sie seit 63 Jahren dort lebt. Damit grenzt sie sich selbst aus und hat oft das Gefühl, die anderen reden über sie“, bedauert die Tochter. Ihre Mutter habe die Haltung, wie sie viele Deutsche und auch Engländer hätten, die nach Afrika gingen. „Sie glaubten, die anderen müssten sich anpassen und nicht sie sich an die Menschen, die dort leben“, bilanziert Tina Adomako.

Mehr als eine Familiengeschichte

Der Film entstand über mehrere Jahre hinweg und ist gleichzeitig für die Familie auch Erinnerung an den inzwischen verstorbenen Joseph Adomako. Er gehörte der adligen Oberschicht an und bekam – gegen den Willen seiner Frau und der Kinder – ein zeremonielles Begräbnis. Was sagen ihre Geschwister dazu, dass sie nun auf der Kinoleinwand zu sehen sind? „Sie waren damit weitgehend einverstanden, ganz im Gegensatz zu meiner Mutter“, erzählt die Journalistin. Die habe den Film bislang auch noch nicht gesehen. Für Tina Adomako ist Beyond the Intersection weit mehr, als eine Familiengeschichte. „Ich finde es wichtig zu zeigen, wie sich Lebensentwürfe wandeln über die Jahrzehnte und dass dieses Bild der binationalen Ehen, das in den 60ern noch gezeigt wurde, längst überholt ist“.

Tina Adomako ließ sich von der Abfuhr des WDR nicht entmutigen und setzte ihr Filmprojekt gemeinsam mit Chrisoph Felder um. - Foto: privat

Die Dokumentation bleibt immer ganz nah dran an ihren Protagonisten. Nichts wird kommentiert oder durch eine Stimme aus dem Off erklärt. So bleibt das Erzählte authentisch und wirkt für den Zuschauer so, als wäre er bei den Adomakos zu Gast, höre ihren Geschichten zu und blättere mit ihnen in Fotoalben.  

Sonderaufführung: Das Düsseldorfer Bambi-Kino, Klosterstr. 78, zeigt am 14. Mai Beyond the Intersection mit anschließender Publikumsdiskussion. Beginn: 14 Uhr. Tickets unter: www.filmkunstkinos.de

Claudia Hötzendorfer

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