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„Die Stille nach der Katastrophe“ – Fotografien aus SOS-Kinderdörfern

Wie nähert man sich als Fotograf vom Krieg traumatisierten Kindern? Diese Frage stellte sich Daniel Etter, als er von den SOS-Kinderdörfern und Laica-Fotography International (LFI) gebeten wurde, das Projekt Die Stille nach der Katastrophe umzusetzen. „Man nimmt sich viel Zeit, hört zu, beobachtet und gibt ihnen die Möglichkeit sich soweit zu öffnen, wie es sich für sie gut anfühlt“, zählt Daniel Etter auf. Dessen Bilder bis zum 24. November im Foyer der Johanneskirche in Düsseldorf zu sehen sind.

Pulitzer_preisträger Daniel Etter zeigt seine Fotoarbeiten in Düsseldorf. - Foto: C. Hötzendorfer

Als Kriegsfotograf weiß der Pulitzer-Preisträger, wie er in Krisengebieten vorgehen muss. „In der Regel erzähle ich mit meinen Bildern eine Geschichte“, gibt Daniel Etter Einblick in seine journalistische Praxis. Doch als er das SOS-Kinderdorf in Damaskus für das Projekt besuchte wurde klar, es gibt hier nicht nur eine Geschichte zu erzählen. Alle diese Kinder haben Schlimmes durchgemacht, mussten zum Teil miterleben, wie ihre Eltern und Geschwister starben oder wie diese fortgingen und nie wiederkamen.

Zwei Tage lang unter Trümmern begraben

Am berührendsten sei für ihn die Begegnung mit dem fünfjährigen Hamit gewesen, gibt Daniel Etter zu. Der Junge war zwei Tage lang unter Trümmern begraben gewesen, bevor man ihn fand. Der Krieg hat ihn zum Vollwaisen gemacht, als eine Bombe sein Elternhaus traf. Hamit spricht nicht, hat einen mit Narben übersäten Körper. „Ich habe ihm zugesehen, wie er völlig in sich gekehrt mit seinen Karten gespielt hat“, erinnert sich Daniel Etter, bevor er auf den Auslöser seiner Kamera drückte. Auch das Schicksal der zwölfjährigen Badia (zu sehen auf dem Foto hinter Daniel Etter) hat den Fotoreporter betroffen gemacht. „Sie hat ihre Mutter und ihre Brüder verloren, weil diese an Krebs erkrankt waren“, so der 36-jährige. Auch Badia hat Krebs und zudem noch eine seltene Erbkrankheit. Im Kinderdorf bei Damaskus ist nicht genug Platz, um dem kranken Mädchen ein eigenes Zimmer geben zu können. Deshalb teilt es den Raum mit der Kinderdorfmutter, um sich zurückziehen zu können.

Hoffnung und Momente des Glücks

„Wir wollten ganz bewusst weg von den üblichen Bildern aus Krisen- und Kriegsgebieten“, erklärt Petra Horn, Vorstand der SOS-Kinderdörfer weltweit. „Denn wir möchten mit dem Fotoprojekt von Daniel Etter zeigen, dass die Kinder nach all den schlimmen Erlebnissen wieder Hoffnung schöpfen und auch ein wenig Glück erfahren können.“ Manchmal, so sagt sie, könnten die Kinder auch wieder mit Angehörigen vereint werden.

Die Ausstellung Die Stille nach der Katastrophe mit Fotografien von Daniel Etter sind noch bis 24. November im Foyer der Johanneskirche, Martin-Luther-Platz 39 in Düsseldorf, zu sehen.

Claudia Hötzendorfer

Weitere Infos zu den SOS-Kinderdörfern unter: www.sos-kinderdoerfer.de

 

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