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The Revolution rockten Amsterdamer „Paradiso“

Schon gegen Mittag standen die ersten Fans am Sonntag Schlange vor dem Amsterdamer Paradiso. Sie kamen aus Deutschland, Skandinavien oder Frankreich, um noch einmal in Erinnerungen zu schwelgen an die Zeit, als The Revolution noch mit Prince auf der Bühne standen und Songs wie 1999, Little red Corvette, Purple Rain oder Kiss zu Welthits machten. 2017, ein Jahr nach seinem unerwarteten Tod, gab die Band ihre Reunion bekannt und begeistert seitdem Fans mit ihren Liveshows.

Seit 2017 ist die legendäre Begleitband von Prince wieder vereint: v. l. Lisa, Coleman, Wendy Melvoin, Brownmark, Bobby Z. (hintere Reihe, l.) und Dr. Fink. - Foto: The Revolution

1986 war plötzlich Schluss. Nach dem Nummer-1-Album Parade und der sich anschließenden Welttournee, teilte Prince seiner Band The Revolution mit, dass er von nun an mit anderen Musikern, darunter Sheila E. an den Drums, zusammenarbeiten würde. Besonders für Gitarristin Wendy und Keyboarderin Lisa ein echter Hammer, mit dem sie nicht gerechnet hatten. Die beiden starteten als Duo so richtig durch und veröffentlichten mehrere erfolgreiche Alben. Ihre Tourneen führten Wendy und Lisa auch nach Amsterdam ins Paradiso. „Ihr habt Prince hier angenommen, wie er war. Ihr habt The Revolution angenommen, so wie wir waren und ihr habt Lisa und mich angenommen, so wie wir waren“, bilanziert Wendy in einer kleinen Ansprache an die Fans im Saal und erinnert an den Auftritt, den Prince einst auf eben dieser Bühne in Unterwäsche und Overnees auf einer seiner ersten Europatourneen in den 80ern hingelegt hat.

„Natürlich spielen wir Purple Rain

Das Publikum ist mit den Musikern gealtert. Hatte entspannt eineinhalb Stunden ausgeharrt, bis die Band gegen 21 Uhr endlich erschien und einen Knaller nach dem anderen ablieferte. Gleich der Opener America gab die Marschrichtung für die nächsten rund 60 Minuten vor. Funky treibende Grooves. Jeder Song wurde textsicher von den Fans mitgesungen. Eine sichere Bank für The Revolution. Eine sichere Bank?

So erlebten die Fans The Revolution und Prince zu "Purple Rain" -Zeiten. - Foto: Nancy Bundt

Zwei Dinge hätten knifflig werden können, denn niemand nimmt es mehr übel, wenn jemand versucht, ihr Idol zu kopieren und seinen größten Hit Purple Rain zu singen, als die Fans.

Keine andere Band kann die Songs so gut auf die Bühne bringen, wie The Revolution. - Foto: Ron Harris

The Revolution umschifften diese Klippe, indem sie die Set List für den Abend mit Bedacht zusammengestellt hatten. „Ehrlich Leute, könnt Ihr euch vorstellen, ich würde Darling Nikki oder Head singen?“ hatte Wendy mit einem Augenzwingern in die Runde gefragt. „Aber natürlich werden wir Purple Rain singen“, stellte die Gitarristin klar. „Doch das geht nur, wenn wir das zusammen machen.“

Reunion war schon länger geplant     

Bevor sie dann die so oft gehörten ersten Akkorde anstimmte, hatte sie sich daran erinnert, wie es war, als die Nachricht von Princes Tod kam. „So überraschend“, und wie sich die Band bei ihr zuhause getroffen hatte, um die Neuigkeit erst einmal zu verdauen und gemeinsam zu beratschlagen, wie es denn nun weitergehen soll und kann.

"Wir wollten etwas Heilendes für die Fans und für uns tun", erklärte Wendy (r.) den Fans in Amsterdam. - Foto: Billy Briggs

„Wie wollten etwas Heilendes für die Fans und damit auch für uns tun“, brachte Wendy die Motivation auf den Punkt, wieder gemeinsam auf Tournee zu gehen. Pläne für eine Reunion hatte es schon zu Princes Lebzeiten gegeben. Seit 2014 hatten sie mit dem Musiker aus Minneapolis immer mal wieder darüber gesprochen, zusammen ein paar Konzerte zu bestreiten. Sein voller Terminkalender hatte es aber nie dazu kommen lassen.

Der legendäre Schriftzug ziert bis heute Bobby Z.'s Schlagzeug. - Foto: C. Hötzendorfer

Nun stehen sie also ohne ihn wieder auf den Bühnen in Amerika und Europa. Und eins war schon nach den ersten Minuten klar, Prince hatte ein Händchen dafür, gute Musiker zusammenzutrommeln. Keine Coverband könnte diese Songs so live spielen, wie es Wendy, Lisa, Matt Fink alias Dr., Mark Brown und Bobby Z. vermögen. Emotional wurde es, als Wendy und Lisa Sometimes it snows in April anstimmten. Ein Abschiedslied vom 1986er Parade-Album. Jedem im Saal war klar, dass die beiden hier über ihren Freund sangen.

Stokley Williams

Bleibt also nur die eine Frage zu klären, wer war da noch mit am Start? Den Großteil des Abends bestritt The Revolution allein. Allerdings gerade bei Songs aus der Dirty Mind und Controversy Zeit, in der Prince oft und gern in den Falsett wechselte, übernahm Stokley Williams, Frontman von Mint Condition, das Mikro. Das hätte schwer ins Auge gehen können, schließlich standen da vor ihm echte Fans, die zum Teil viele Jahre Prince auf unzähligen Konzerten live erlebt hatten, ihm nicht selten in mehrere Länder auf seinen Tourneen hinterher gereist waren. Der 51-jährige Sänger und Percussionist beging gar nicht erst den Fehler, Prince kopieren zu wollen. Zu groß wären die Fußstapfen gewesen. Vielmehr machte er sein eigenes Ding, das sich perfekt in die Band einfügte.

Stokley Williams (M. ) beging gar nicht erst den Fehler, in die übergroßen Fussstapfen von Prince schlüpfen zu wollen. - Foto: Robert Georgeff

The Revolution beenden ihre Europa-Tour mit Konzerten in Paris und London. Auftritte in Deutschland sind bislang noch (!) keine geplant.

Claudia Hötzendorfer

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