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Shirin Neshat zu Gast im Düsseldorfer Metropol-Kino

Wie nähert man sich einer Ikone, einem Mythos, der Menschen im gesamten arabischen Raum begeisterte und bis heute berührt? Diese Frage stellte sich auch die iranische Regisseurin Shirin Neshat, als sie begann für einen Film über die ägyptische Sängerin Oun Kulthum zu recherchieren. Sechs Jahre später stellt sie das Ergebnis im Metropol-Kino einem begeisterten Publikum vor und resümiert selbstkritisch: „Einen Film über Oun Kulthum machen so wollen, ist eigentlich unmöglich“.

Filmemacherin Shirin Neshat (M.) kam gemeinsam mit Hauptdarstellerin Neda Rahmanian ins Metropol-Kino und diskutierte mit Theaterleiter Daniel Bäldle. - Foto: C. Hötzendorfer

Was also tun, wenn die Legende so groß ist, dass ihr ein Bio-Pic niemals gerecht werden könnte? Nach akribischen Nachforschungen entschied sich Shirin Neshat gegen einen klassischen Spielfilm, der das Leben und Wirken von Oun Kulthum nachzeichnet. Vielmehr entstand ein Portrait im Portrait. Shirin Neshat erzählt darin die Geschichte von Mitra (Neda Rahmanian), Filmemacherin, Mutter, ehrgeizig und zielstrebig. Parallelen zu Shirin Neshat? „Die gibt es auf jeden Fall“, bestätigt die Regisseurin im Publikumsgespräch nach der Vorführung von Auf der Suche nach Oum Kulthum im Düsseldorfer Metropol Kino, das sie gemeinsam mit Hauptdarstellerin Neda Rahmanian besuchte.

„Mitra ist auf der Suche nach ihrer Vorstellung von dem, was hinter dem Mythos Oum Kulthum steckt“, so Shirin Neshat. „Sie (Kulthum) musste einen hohen Preis für ihren Ruhm zahlen.“ Ebenso ergeht es Mitra im Film, die sich als Frau und Regisseurin in einer von Männern bestimmten Welt behaupten muss.

Yasmin Raeis in der Rolle der großen Oum Kulthum. - Foto: NFP

Als Künstlerin in einer orientalischen Welt mit einer konservativ-geprägten, muslimischen Gesellschaft, hatte es die Kulthum geschafft, als Frau Kultstatus zu erlangen und dies nicht nur in ihrer Heimat Ägypten, sondern im gesamten Nahen Osten. Sie sang vor Königen und Staatsführern, musste für ihre Privilegien jedoch auch Opfer bringen.

„Wir dürften einerseits mit Originalmöbeln von ihr drehen und übernahmen viele Kleider, die sie trug für den Film. Die Familie unterstützte uns sehr mit Informationen, bat jedoch gleichzeitig die Privatsphäre Oum Kulthums zu respektieren“, berichtet Shirin Neshat von den Vorarbeiten für ihren Film. So entstand die Idee, Mitra in den Mittelpunkt ihrer Geschichte zu stellen und zu erzählen, wie diese an ihrem Traum, einen Spielfilm über ihr großes Idol zu drehen, scheitert und schließlich zusammenbricht. Dennoch geht sie als Frau gestärkt aus dieser Niederlage hervor.

Mitras (Neda Rahmanian) von Oum Kulthum verändert sich im Verlauf ihrer Auseinandersetzung mit dem Mythos, den die Sängerin umgibt. - Foto: NFP

Theaterleiter Daniel Bäldle hatte zu Beginn der Vorführung gesagt, das Publikum würde weniger über Oum Kulthum erfahren, als es annehmen würde. Tatsächlich gibt auch Shirin Neshat zu, dass selbst sie der großen Sängerin, zu deren Beerdigung 1975 über vier Millionen Menschen kamen, nicht nähergekommen ist. Die Filmemacherin nimmt es gelassen. „Was soll’s“, lacht sie. „Ich hab’s versucht.“ Sie hat dennoch ihr Ziel erreicht. Sie hat aufzeigen können, dass eine iranische Regisseurin, die ihre Heimat verlassen musste, künstlerische Mittel einsetzen kann, um gegen gesellschaftliche Konventionen ins Feld zu ziehen. Dabei stehen immer starke Frauen im Mittelpunkt ihres Schaffens.

Auf der Suche nach Oum Kulthum läuft ab 7. Juni in den Filmkunstkinos der Region.

Nähere Informationen zu Vorführungszeiten unter:  https://filmkunstkinos.de/programm/ und https://www.programmkino.de

Claudia Hötzendorfer

 

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