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Schumann-Haus in Düsseldorf wird Museum

Archäologen und Restauratoren sind in den letzten Wochen im Wohnhaus Bilker Straße 15 in Düsseldorf ein und aus gegangen. Schließlich ist es das einzige komplett erhaltene Domizil des Komponisten Robert Schumann und seiner Familie. Aus der ihm und seiner Frau Clara gewidmeten Gedenkstätte soll in den nächsten rund eineinhalb Jahren ein Museum werden, das einerseits modernsten Anforderungen, wie einem barrierefreien Zugang, gerecht wird. Andererseits soll die durchaus noch gut erhaltene Bausubstanz restauriert werden, um die Wohnung der Schumanns so weit wie möglich im ursprünglichen Zustand zeigen zu können.

Clara und Robert Schumann lebten drei Jahre lang im Haus Bilker Straße 15 in Düsseldorf. - Foto: C. Hötzendorfer

Clara und Robert Schumann bewohnten gemeinsam mit ihren Kindern zwischen 1852 und 1855 die erste und zweite Etage des Hauses in der Carlstadt. Dort entstand rund ein Drittel von Robert Schumanns kompositorischem Gesamtwerk. Nachdem Schumann 1854 in eine Heilanstalt in Endenich eingeliefert wurde, blieb seine Frau Clara mit den Kindern noch bis 1855 dort und zog dann in die ebenfalls in der Carlstadt gelegenen Poststaße um.

Ein Haus als Zeitkapsel

Zwischen 2003 und 2018 war im Haus eine Schumann-Gedenkstätte untergebracht. Nun wird es bis Anfang 2021 zu einem Museum umgebaut.

Nachdem fachmännisch die verschiedenen Farbschichten an den Außenmauern, Wänden, Decken sowie Türen und Fenstern in mühevoller Kleinarbeit abgetragen wurden, um einen Eindruck davon zu bekommen, wie alles vor rund 150 Jahren ausgesehen hat, geht es seit Mitte Oktober an die Umsetzung der Baummaßnahmen.

Fachmännisch werden die Farben Schicht für Schicht abgetragen. - Foto: C. Hötzendorer

Architekt Stephan Strauß ist begeistert: „Dieses Haus ist für uns ein echter Glücksfall. Denn weder die Türen noch die Holzdielen wurden abgebeizt, sondern nur überstrichen.“ So müssen die verschiedenen Farbschichten lediglich abgetragen werden. Es sind trotz der über 150 Jahre nur vier. Auf diese Weise bekommt man einen Eindruck davon, wie Türen und Fenster ursprünglich einmal gestrichen waren.

Das wird sich beispielsweise auch in der Außenfassade des Hauses Bilker Str. 15 wiederspiegeln. Die noch weißen Fensterrahmen und der aus Aachener Blaustein gefertigte Eingangsbogen, sollen nach der Sanierung in ihrem ursprünglichen blau/grauen Farbton neu erstrahlen.

Barrierefreier Zugang geplant

Größere Sanierungsmaßnahmen sind für den Innenhof geplant. Dort wird ein Anbau mit Aufzug entstehen, der einen barrierefreien Zugang zu den Museumsräumen in der ersten und zweiten Etage ermöglichen soll.

Im Innenhof ist ein Anbau geplant, der zukünftig einen barrierefreien Zugang ins Museum gewöhrleisten soll. - F.oto. C. Hötzendorfer

Zuvor prüften Archäologen noch, ob nicht mögliche Reste der alten Düsseldorfer Stadtbefestigung gehoben werden müssten. „Dem ist nicht so und wenn es doch Überreste geben würde, hätte man sie wohl als Fundament für das um 1795 errichtete Haus verbaut, wie es damals üblich war“, ist Stephan Strauß beruhigt, dass den geplanten Maßnahmen nun nichts mehr im Wege stehen wird.

Archäologen geben grünes Licht. Keine historischen Mauerreste zu finden. - Foto: C. Hötzendorfer

Im nächsten Schritt, werden die erhaltenen Türen mit Originalbeschlägen aus der Zeit, da die Schumanns die Räumlichkeiten mit ihren Kindern bewohnten, ebenso wie die historischen Holzdielen im Fischkeller, der einst von der Düsseldorfer Händlerfamilie Maassen gebaut wurde, für die Dauer der Restaurierung zwischengelagert. „Wir werden sie später ebenfalls restauriert wieder einfügen. Denn die zukünftigen Museumsbesucher bekommen nicht zuletzt dadurch ein Gefühl für die Zeit und Aura der Schumanns. Sie werden dann durch Räume und Türen gehen, wie einst Robert und Clara.“

Die Türen weisen immer noch die Originalbeschläge aus der Zeit der Schumanns auf. - Foto: C. hötzendorfer

Die Türen sind erstaunlich dünn, die Original Beschläge immer noch erhalten. Die Fenster hingegen werden ausgetauscht durch Exemplare, die der Zeit um 1850 näher kommen, als die derzeit noch zu sehende Verglasung.

Sabine Brenner-Wilczek, Leiterin des Heine-Instituts, Architekt Stephan Strauß (r.) und Kulturdezernent Hans-Georg Lohe (M.) stellten die Umbau- und Sanierungspläne für das Schumann-Haus Bilker Straße 15 vor. - Foto: C. Hötzendorfer

3.2 Millionen wird die Restaurierung und Sanierung die Stadt kosten. Für das Interieur des Museums, wie beispielsweise die Vitrinen, übernimmt der Förderverein Schumann-Haus Düsseldorf e. V. die Finanzierung. „Wir sprechen hier von rund 730.000 Euro“, erklärt Kulturdezernent Hans-Georg Lohe und zeigt sich „überaus dankbar für so viel bürgerliches Engagement, das sich zuletzt auch bei der Sanierung des Schauspielhauses gezeigt“ habe.

Die Baumaßnahmen sind bis Herbst 2020 geplant. Danach wird es an den Innenausbau gehen. Wenn alles gut läuft, rechnet Hans-Georg Lohe mit der Eröffnung des Schumann-Museums im ersten Quartal 2021.

Nach der Restaurierung werden die Originaldielen wieder eingesetzt. So können die Museumsbesucher zukünftig über den gleichen Boden laufen, wie einst Robert Schumann. - Foto: C. Hötzendorfer

Für die Konzeption der Ausstellung zeichnet Sabine Brenner-Wilczek, Leiterin des Heine-Instituts, verantwortlich. Acht Räume sollen jeweils einem Thema gewidmet sein. „Wir werden natürlich einen Raum jeweils für Robert und für Clara Schumann reservieren“, erklärt sie das Konzept. Auch den Kindern des Paares, ihren Weggefährten und dem Verhältnis zu den Düsseldorfern, werden Zimmer gewidmet. Letztere bekommen eine so genannte „Lästerkammer“. Dort erhalten die Besucher zukünftig einen Eindruck davon, wie die Bürger über das Komponistenpaar dachten und diese wiederum über die Düsseldorfer. „Wir werden auch eine Schatzkammer einrichten, dort wo ursprünglich Küche und Bad gewesen sind“, verrät die Kuratorin.

Natürlich würden auch die Themen Krankheit, Abschied und Tod nicht ausgespart. Aber „es wird keiner traurig das Museum verlassen“, verspricht Brenner-Wilczek. Es solle vielmehr um eine Einordnung des Werks der Schumanns und ihre Bedeutung im Heute gehen.

Natürliche Belüftung und versteckte Technik

Die Verkabelung für Technik und Licht wird in den Decken verborgen. Das Haus bekommt auch keine moderne Klimaanlage, sondern eine natürliche Belüftung. „Es ist ja unser Ziel, alles so ursprünglich wie möglich zu erhalten bzw. wieder herzustellen“, umreist Architekt Stephan Strauß diese Vorgehensweise. Schließlich wirke das Haus, als sei darin die Zeit stehen geblieben, diese besondere Atmosphäre wolle man nutzen. Dennoch soll es auch moderne Technik geben, beispielsweise um Aufnahmen von Schumann-Kompositionen hören zu können. Dafür wird es beispielsweise ein Schreibtisch-Installation geben, deren ausziehbare Schubladen als Hörstationen dienen.

Das in den oberen Etagen des Hauses Bilker Straße 15 lebende Musiker-Ehepaar Thomas Beckmann und Kayoko Beckmann-Matsuhita wird über die Dauer der Baumaßnahmen ausziehen, um im Anschluss weiter dort wohnen bleiben zu können.

Claudia Hötzendorfer

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