Springe zum Inhalt

Orient trifft Okzident oder Martin Zingsheim zieht es in die Wüste

Christian Ehring hat sich ein Bühnen-Sabbatical verordnet und überlässt es Kollegen, die beliebte Reihe Ehring geht ins Konzert in der Düsseldorfer Tonhalle in Vertretung zu moderieren. Am Sonntagnachmittag ist Martin Zingsheim dran und bestens aufgelegt. Der Kabarettist vereint gemeinsam mit dem Orchester L’arte del mondo und dem Al Ol Ensemble orientalische mit abendländischer Musik. Ein kurzweiliges, zuweilen berührendes Programm.

In der Reihe "Ehring geht ins Konzert", trifft Kabarett auf Klassik. Foto: Tonhalle

Draußen eher winterliche Temperaturen, drinnen in der Tonhalle geht es „heiß“ her. In der inzwischen dritten Vertretung von Christian Ehring, geht am Sonntagnachmittag Martin Zingsheim „ins Konzert“. Gemeinsam mit dem Orchester L’arte del mondo und dem Al Ol Ensemble unter der Leitung von Werner Ehrhardt zieht es den Kabarettisten „in die Wüste“.

Der Kölner Kabarettist Martin Zingsheim wagte sich am Sonntag in "Feindesland" und schwärmte dann von der Tonhalle. - Foto: Tomas Rodriguez

Entsprechend stehen Werke auf dem Programm, die thematisch vor dem inneren Auge Karawanen, arabische Nächte und die Farben des Orients vorbeiziehen lassen. Al Ol so lernt das Publikum vom Conférencier Zingsheim, bedeutet Wüstensturm, genauer ein kleiner Tornado dem ein Dschinn innewohnt. Das gleichnamige Ensemble überrascht nicht nur mit orientalischer Instrumentierung, wie der Oud (eine Art Laute ohne Bünde) und der Sitar. Deren Spieler Yair Dalal und Yotam Haimovitch stechen auch optisch heraus. Die beiden tragen die für den asiatischen Raum typischen langen Tuniken in Weiß. Haimovitch spielt seine Sitar zudem barfüßig mit untergeschlagenen Beinen auf einem kleinen mit einem Teppich verhüllten Podest. Ganz so, wie es in der indischen Musik üblich ist.

Eher keine "klassischen Wüstenmetropolen"

Zwar seien die Heimatstädte Mozarts, Griegs oder Tschaikowskys eher nicht als „klassische Wüstenmetropolen“ bekannt, merkt Martin Zingsheim zu Beginn augenzwinkernd an. „Aber es soll ja auch ein Konzert werden, dass in die Zukunft blicken möchte“, meint der Kabarettist mit Blick auf den Klimawandel und der sich immer weiter ausbreitenden Wüsten weltweit. So erklärt es sich, dass unter anderem die drei genannten Komponisten ebenso mit Werken im Programm vertreten sind, wie Stücke von Elgar, Mussorgsky oder Saint-Saëns. Dabei stehen Musiken im Mittelpunkt, die vornehmlich für die Abendstunden dereinst komponiert wurden und unter freiem Himmel gespielt werden sollten. So wie „dem Wolfgang sein Open Air Event“ (Zingsheim über Mozarts Divertimento D-Dur KV 136.). Und deren Schöpfer entweder nur im Geiste (wie Edvard Grieg) oder tatsächlich die Welt bereist haben.

Komponist und Oud-Spieler Yair Dalal stellte mit dem Al Ol Ensemble auch eigene Kompositionen vor. - Foto: Eyal Tal

Soweit der Okzident. Für den Orient zeichnet das Al Ol Ensemble mit Stücken aus der Feder des Sängers und Musikers Yair Dalal verantwortlich, wie das elegische Perfume Road über eine Karawanenstraße, gewissermaßen „die A3 der Antike“ (Zingsheim).  Dalal, Violinist und Oud-Spieler mit israelisch-irakischen Wurzeln, meint auf Zingsheims Frage, was wohl Grieg zu ihrer Interpretation seines Arabischen Tanzes aus Peer Gynt an diesem Nachmittag sagen würde: „So wie er es sich vorgestellt hat, tanzen Araber nicht. Ich denke mit meiner Oud bekommt das Stück Authentizität.“

Zwei Stunden lang zeigen die Musiker das, „was Politik und Gesellschaft wohl noch lernen müssen“: ein sich inspirierendes Zusammenspiel von „krass vertrackten orientalischen Rhythmen und dagegen herrlich unterkomplexen westlichen Ansätzen“ (Zingsheim), gewürzt mit kurzweiligen Moderationen eines von der Tonhalle begeisterten Kabarettisten: „35 Jahre lang hielt ich die Kölner Philharmonie für das Größte. Jetzt kenne ich die Tonhalle und gebe zu, das bei uns zuhause ist nix dagegen“, lobt Zingsheim, der in der Domstadt lebt..

Den Abschluss der Konzertreihe in Vertretung von Christian Ehring macht am 9. März Torsten Sträter. Weitere Infos unter: www.tonhalle.de

 

Claudia Hötzendorfer

 

© 2020 Rhein-Ruhr-Kultur.net – powered by Silent Tongue Productions