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Interview Götz Alsmann: „Ich wollte diesmal voll auf die 12 gehen“

Die letzten Jahre war Götz Alsmann musikalisch auf Weltreise, um Songperlen der Unterhaltungsmusik neu einzuspielen. Nach Stationen in New York und Paris, zog es ihn für die Aufnahmen zum aktuellen Album Rom in Italiens Hauptstadt. Anfang Mai gastiert Götz Alsmann im Savoy-Theater Düsseldorf. Vorab plauderte er exklusiv über die Arbeit im berühmten Forum Music Village in Rom: Dort nahm Gründer Ennio Morricone viele seiner berühmen Filmmusiken auf.

Nach Stationen in New York und Paris, nahm Götz Alsmann sein neues Album in Rom auf. - Foto: Fabio Lovino/Blue Note Germany

Nach Paris und New York, führte Ihre musikalische Reise nun nach Rom. War für Sie bei den Überlegungen zur Album-Trilogie klar, dass es diesmal Bella Italia sein würde?

„Die Trilogie befasst sich mit den Städten, die der klassischen Ära der Unterhaltungsmusik etwas geschenkt haben. Dazu gehört natürlich Italien.“

Das heißt, es war von vorn herein klar, dass die dritte Station Italien sein würde?

„Ja. Ich habe aber ein paar Nebelkerzen hoch geschickt, wenn Journalisten fragten und habe immer behauptet, das entscheide ich erst, wenn es soweit ist. Aber eigentlich war Italien schon sehr früh auf der Agenda.“

Auch weil das Land für die Deutschen ein Sehnsuchtsort gewesen ist?

„Vielleicht auch das. Aber vielleicht auch, weil es so wunderbare Melodien sind. Weil die Lieder so beliebt sind und gute Laune machen. Weil es Lieder sind, die ähnlich wie französische Chansons, sowohl lustig als auch sentimental sein können. Ich finde, es ist eine große Gabe dieser alten Chansons und Melodien, dass sie melancholisch sein können, ohne depressiv zu werden.“

Das heißt, wenn die Mandolinen erklingen, ist der Zuhörer im Geiste schon im Urlaub?

„Jenseits des Brenners, genau.“

Sie haben auch wieder vor Ort gearbeitet und aufgenommen, im Studio von Ennio Morricone, dem Forum Music Village. Wie fühlt sich das an, wenn da große Filmmusiken aufgenommen wurden?

„Diese Vorgehenswiese ist auch Teil der Trilogie. Es ging nicht nur darum, in diese Städte zu fahren, sondern auch dort aufzunehmen, wo Musikgeschichte geschrieben wurde.“

Das ist in Morricones Fall ja vor allem Filmmusik.

„Stimmt, das Studio ist von Ennio Morricone gegründet worden, der bis heute einer der größten Filmkomponisten der Welt ist. Dafür ist es auch konzipiert und eingerichtet. Man kann riesige Leinwände rauf- und runterfahren, damit die Orchester live zum Film spielen können. So hat man es früher gemacht, damit das Timing stimmte. Heutzutage kann man das ja alles per Computer digital zurechtschieben. Fiel damals in der analogen Zeit ein Stein im Film aufs Dach, musste der Paukist an der richtigen Stelle „bum“ machen. Heute nimmt man so ein „bum“ aus dem Computer und setzt es drunter. Obwohl es bis heute möglich ist, ein Orchester dort live zum Film spielen zu lassen, wird es vor allem als ganz normales Aufnahmestudio genutzt. Es ist so groß, dass dort auch Konzerte stattfinden können. Die Streicherbühne nutzt man beispielsweise für Platzkonzerte. Eng bestuhlt passen da 250 bis 300 Leute rein. Es ist schon gigantisch dort mit einem Symphonieorchester aufzunehmen. Damit verfügt das Studio über alle Falsivitäten, die wir brauchten, denn wir nehmen ja auch live auf. Wir bauen uns weiträumig auf und spielen gleichzeitig.“

Wird das Studio denn heute tatsächlich noch für Filmmusiken genutzt? Gibt es noch Komponisten, die sich diesen analogen Luxus leisten?

„Das gibt es immer noch, allerdings nicht Ennio Morricone selbst, der irgendwann ein anderes Studio aufgebaut hat. Also ja natürlich gibt es das immer noch. Nur leben wir in einer Zeit, in der den meisten Produzenten Filmmusik zu teuer ist. Deshalb werden wir bei Filmen und Fernsehspielen ständig mit irgendwelchen Popsongs genervt. Wo früher spannungsgeladene Filmmusiken zu hören waren, spielen sie uns jetzt Popsongs oder sehr, sehr schlank zuhause am Computer programmierte Musik. Da ist zum Beispiel die Musik für eine Serie wie Mord mit Aussicht oder die englische Serie Inspektor Barnaby schon wirklich aufwendig komponiert. Es gibt tatsächlich noch Produzenten, die es so machen. Aber das ist eher die Ausnahme.“

Wie muss ich mir die Vorarbeit für dieses Album vorstellen? Wie haben Sie die 18 Songs für Ihr Album ausgewählt? Es waren doch sicher noch viel mehr Titel?

„Ja, die Liste war tatsächlich noch viel länger. Ich tendiere dazu, bei meinen Programmzusammenstellungen ein wenig esoterisch zu sein (schmunzelt). So habe ich für das Paris-Album auch ein paar weltberühmte Stücke ausgewählt, die ich anscheinend nur kenne oder sagen wir, an die nur ich mich noch erinnere. Das wollte ich bei dem Italienalbum einfach mal anders machen. Ich wollte damit voll auf die 12 gehen und den Leuten das Gefühl geben, dass keiner ihrer Favoriten fehlt.“ 

Wenn Sie auf diese drei Alben zurückschauen, was haben Sie für sich aus den Aufnahmen in den drei Städten mitgenommen?

„Ich denke, in Bezug auf Arrangements schreiben und editieren, hat es sich stringent weiterentwickelt. Wenn alles gut läuft, verändert sich natürlich auch hier und da etwas. Es gibt sicherlich auch Alben, die ich in früherer Zeit gemacht habe, die vom Arrangement her etwas überfrachtet waren oder andere Alben, bei denen mir das Arrangement wichtiger war als die Komposition. Das hat sich mit den drei Alben verändert. Denn bei der Trilogie stand einfach das Lied selber im Mittelpunkt. Das war auch Sinn und Zweck der Übung. Ich denke, dass sich die Arrangements im Verlauf der Trilogie so entwickelt haben, dass sie mehr der Komposition zuarbeiten. Manchmal muss man bei eigenen Songs die Arrangements irgendwie glätten. Aber hier war das nicht nötig. Bei aller Opulenz, die hier und da durchschlägt, ist meines Erachtens der Respekt vor dem Lied nicht zu kurz gekommen.“

Ist das Thema dann damit für Sie abgeschlossen oder könnten Sie sich vorstellen die Trilogie auf ein Quartett auszudehnen?

„Aus jetziger Sicht ist das Thema für mich abgeschlossen. Aber was heißt das schon.“

Vielleicht London oder Berlin?

„Ja, wir hatten auch mal über Wien nachgedacht. Aber die Lieder sind dann ja schon deutsch und London fängt eigentlich erst an für unser Publikum interessant zu werden ab der Beat-Ära. Da bin ich dann schon draußen.“

Stimmt, Sie sind ja eher der Spezialist für die 40er und 50er.

„Ja. Ich mache mir einfach nicht viel aus Rockmusik. Das fasst mich irgendwie nicht so an. Es gibt natürlich auch ältere englische Musik, wie die Operetten von Gilbert und Sullivan. Ich denke aber, das hat nur wenig Relevanz fürs deutsche Publikum.“

Sie gastieren wieder im Savoy-Theater in Düsseldorf. Dort sind Sie schon Stammgast. Was verbinden Sie mit Düsseldorf?

„Tatsächlich die Gastspiele zweimal im Jahr. Das führt natürlich dazu, dass man auch in Düsseldorf so seine Laufwege hat und schon ziemlich genau weiß, wie man Zeit tagsüber rumkriegt. Für mich ist es aber tatsächlich in erster Linie das Savoy-Theater, dessen Leiter Stefan Jürgin im Laufe der Jahre ein enger Freund der Band geworden ist. Es gibt auch ein paar Geschäfte, in die ich gerne gehe.“

Claudia Hötzendorfer

Tickets für die Konzerte in Düsseldorf am 14. und 15.12.2017, sowie 04. und 05.05.2018: http://www.savoy-theater.de/

weitere Infos zur Tour von Götz Alsmann: http://www.goetz-alsmann.de/

 

 

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