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„Fashion Net Bite“ in Düsseldorf macht Nachhaltigkeit in der Mode zum Thema

Während im ISS-Dome das Finale der aktuellen Staffel von Germany’s Next Topmodel über die Bühne geht, wird nur einige Kilometer weiter im Düsseldorfer Stadtteil Derendorf Nachhaltigkeit in der Mode zum Thema gemacht. Eingeladen hat das Fashion Net Düsseldorf e. V gemeinsam mit dem Kompetenzzentrum Kultur- und Kreativwirtschaft (KomKuK) Düsseldorf. Gastgeberin an diesem Abend ist Daniela Perak, die sich mit ihrer Boutique Roberta, einen Traum erfüllt und einen Shop für Organic Fashion & Fair Goods eröffnet hat. Also genau der richtige Ort, um sich Gedanken darüber zu machen, wie sich Nachhaltigkeit in der Fashionbranche etablieren und damit ein Wertewandel einleiten lässt.   

Berichteten bei der "Fashion Net Bite" über ihre Erfahrungen mit Nachhaltigkeit in der Modebranche: (v.l.) Jung-Unternehmer Philipp Mayer, Lukas Pünder, Christiane Knoll von der Wirtschaftsförderung Düsseldorf, Angelika Firnrohr, Geschäftsführerin "Fashion Net Düsseldorf", Daniela Perak, Inhaberin  von "Roberta. organic fashion and fair goods" sowie Jung-Designerin Sophia Schneider-Esleben und Bianca Seidel. - Foto: Andreas Endermann

Nach der Erdöl-Industrie ist Fashion die schmutzigste Branche, wenn es um die Verschwendung von Ressourcen geht. „100 Milliarden Teile werden pro Jahr von der Modebranche gefertigt. 40 bis 70 Kleidungsstücke kaufen die Deutschen durchschnittlich in einem Jahr. 40 Prozent davon bleiben ungetragen im Schrank“, zählt Bianca Seidel auf. Lange war sie selbst Modeproduzentin und Beraterin von Jung-Designern. Heute ist sie Corporate Consultant und Nachhaltigkeit in der Fashionindustrie ihre Herzensangelegenheit: „Neben der Digitalisierung ist Sustainability (engl. = Nachhaltigkeit) ein weltweites, unausweichliches Leitthema der Zukunft, das alle Branchen betrifft. Unternehmen müssen ihre Geschäftsmodelle neu denken, um ressourcenschonender zu werden.“ Auch hier hat die Expertin alarmierende Zahlen: „Derzeit verbrauchen wir 1,7 Erden, obwohl wir nur eine zur Verfügung haben. Machen wir weiter wie bisher, dann verbrauchen wir 2030 zwei Erden und 2050 drei Erden“ und sie setzt noch eins drauf: „Am 3. Mai hatte Deutschland bereits seine Ressourcen für 2019 komplett verbraucht. Europa war am 8. Mai dran und die USA hatte sie schon im März verbraucht.“

Fünf Experten standen den Zuhörern Rede und Antwort. - Foto: Andreas Endermann

Es muss sich also was ändern. Wie, das erklärten Roberta-Gründerin Daniela Perak, Jung-Designerin Sophia Schneider-Esleben sowie die Unternehmer Philipp Mayer und Lukas Pünder, rund 40 Zuhörern, die sich aus Branchen-Experten, Fashion Net Mitgliedern und Mode-Interessierten zusammensetzten.

Die ehemalige Kunsthändlerin Daniela Perak kauft für ihre Boutique nur organische Stoffe ein, die fair genäht und gefärbt wurden. Zu ihrem Sortiment gehören auch Accessoires und Bio-Kosmetik. Allerdings, „ganz vegan ist mein Angebot nicht“, gibt sie zu. Denn in Sachen Schuhe, findet sie, gehe es „noch nicht komplett“ ohne Leder. So hat sie auch handgefertigte und aus natürlich gefärbtem Leder gefertigte Schuhe und Boots von Cano im Angebot. Philipp Mayer und Lukas Pünder gründeten die Marke vor rund drei Jahren. 2017 hatten sie schon ihre erste Kollektion auf den Markt gebracht. Nachhaltigkeit haben sich die beiden für ihr Label auf die Fahne geschrieben, obgleich ihre Schuhe in Mexiko gefertigt werden: „Mit unserem Label wollen wir Fairness, Qualität und Transparenz verbinden. Die einzige Möglichkeit als Endkonsument ein Bewusstsein für Nachhaltigkeit zu gewinnen und eigene Maßstäbe zu finden, ist ein transparenter Produktionsprozess der Marke“, erklärt Philipp Mayer das Konzept ihres Unternehmens. Dafür haben sich die beiden einen Chip ausgedacht, der in jedem Schuh implantiert wird und alle Informationen zur Herstellung enthält. „So finden Nachhaltigkeit und Digitalisierung zusammen“, stellt Angelika Firnrohr, Geschäftsführerin von Fashion Net fest.

Sophia Schneider-Esleben machte sich nach ihrem Modedesign-Studium mit ihrem eigenen Green-Fashion-Label selbstständig. Sie fertigt zwei Capsule Collections in Unisex pro Jahr. „Ich liebe diese Cosy-Styles“, lacht sie und verrät, dass sie für die Muster auf ihren Stoffen Aquarelle ihres Großvaters Paul Schneider-Esleben verwendet. „Ich fertige komplett vegan, benutze Bio-Materialien und arbeite ressourcenschonend, weil alles in Kassel gefertigt wird“, erklärt die Jung-Designerin.

Die aktuelle Ausgabe des Fashion Net Bite machte deutlich, dass ein Wertewandel in der Modeindustrie nötig wird. Auch wenn in der Modestadt Düsseldorf, dafür noch dicke Bretter zu bohren sein werden. Nachhaltigkeit ist ein gesamtgesellschaftliches Thema und gewinnt in den Produktionsketten immer mehr an Bedeutung. Die Auswirkungen sind nicht nur für Textilhersteller, sondern auch für Einzelhändler spürbar, die auf das gestiegene Nachhaltigkeitsbewusstsein des Endverbrauchers reagieren müssen. Letztendlich stimmt der Kunde mit seinem Kaufverhalten ab, was Produziert wird. Fragt er nach ressourcenschonend und fair produzierter Fashion, um sich dann ganz bewusst für wenige Teile zu entscheiden, die wirklich lange getragen werden, muss die Branche darauf reagieren.

Weitere Infos zu Fashion Net Düsseldorf e. V. unter: https://www.fashion-net-duesseldorf.de/de

Claudia Hötzendorfer

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