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„Face to Face“ mit Yuko Kojima-Bauer beim „Düsseldorf-Festival“

In der Konzertreihe Face To Face des Düsseldorf Festivals begegnen sich Künstler und Publikum im wahrsten Sinne von Angesicht zu Angesicht im kleinen Festzelt auf dem Burgplatz. Yuko Kojima-Bauer, eine Meisterin der Shinoboe genannten japanischen Flöte, ist eine der MusikerInnen, die sich auf das Experiment einlassen.  Wir haben Yukos Konzert besucht und auch vorab im Proberaum vorbeigeschaut.

Im festlichen Kimono spielt Yuko Kojima-Bauer für ihr Publikum in der Konzertreihe "Face to Face" Shinoboe. - Foto;  C, Hötzendorfer

Der Innenraum des kleinen Festzelts am Burgplatz wirkt etwas zu plüschig. Die schweren dunklen Vorhänge und der mit Teppich ausgelegte Boden speichern die Wärme und sperren den Spätsommer aus. Vor der Bühne steht ein einzelner Sessel, in dem ich Platz nehme. Ich bin gespannt, was mich in den kommenden fünfzehn Minuten erwartet. Wenn Yuko Kojima-Bauer aufgeregt ist, merkt man es ihr nicht an. In einem festlichen Kimono betritt sie die Bühne, stellt sich kurz vor und verspricht: „Wir machen eine kleine Reise in die Musik Japans“. Dann setzt sie ihre Shinoboe an die Lippen und spielt ein Stück von Tatara Toki mit dem Titel Hana Saki Mai. Die Melodie hat etwas Fröhliches, erinnert entfernt an das Zwitschern von Vögeln. Yukos Finger fliegen geradezu über den Rücken ihrer Flöte. Es folgt ein melancholisch wirkendes Kinderlied aus Kyoto und ein weiteres, das übersetzt Pfingstrose bedeutet. „Meine Lieblingsblume“, wie die Künstlerin verrät.

Experiment geglückt

Face to Face ist ein Experiment. Es soll Künstlern die Möglichkeit geben, wieder auf die Bühne zu gehen und vor Publikum live zu spielen. Es ist der intime Moment eines unmittelbaren Austauschs, der viel zu schnell vorbei ist. Für die Musiker ist es ein sich immer wieder neu auf die Situation einlassen und nur eine knappe Viertelstunde Zeit zu haben, die Zuhörer für sich zu gewinnen. Ob dies auf lange Sicht das Konzerterlebnis ersetzen kann, ist wohl kaum anzunehmen. Aber für einige Minuten tritt das allgegenwärtige Thema Corona in den Hintergrund und nur die Interaktion zwischen Künstler und Publikum hat Bedeutung.

Ein Besuch im Proberaum

„Heute trage ich einen Kimono meiner Mutter“, verrät Yuko Kojima-Bauer und breitet die Arme aus, um sich einmal um die eigene Achse zu drehen. Denn so wird das Highlight dieses traditionellen japanischen Kleidungsstücks sichtbar: der Obi genannte aufwendig bestickte Stoffgürtel. Dieser wird kunstvoll im Rücken gebunden.

Einen Obi richtig zu binden, ist eine Kunst an sich. - Foto: C. Hötzendorfer

„Die Muster müssen genau mittig positioniert sein“, erklärt mir Yuko Kojima-Bauer und gibt augenzwinkernd zu: „Daran arbeite ich noch“. An den Füßen trägt sie weiße Zehensocken, die in Holzschuhen stecken, die bei jedem Schritt auf dem Boden ein Klack-Geräusch machen.

Für meinen Besuch hat Yuko Kojima-Bauer einen Kimono angezogen. - Foto: C. Hötzendorfer

Ihre musikalische Karriere begann mit gerade einmal drei Jahren und einer westlichen orientierten klassischen Klavierausbildung in ihrer Heimat Japan. Doch bald schon wurde klar, dass die Flöte „ihr“ Instrument ist und so studierte sie in den 1980ern Querflöte und Musikerziehung, unter anderem auch in Köln. 1987 ergatterte Yuko ein Engagement als Flötistin an der Südbayerischen Philharmonie. Parallel unterrichtete sie Jugendliche und Erwachsene. „Mir war es immer wichtig zu zeigen, welche Bandbreite Musik haben kann“, sagt sie. Ihre Schüler sollen sich in verschiedenen Stilrichtungen ausprobieren können, ganz gleich ob Jazz, Klassik oder Pop. Und die traditionelle Musik Japans? „Die habe ich anfangs nicht berücksichtigt“, erinnert sich Yuko.

Mit Taiko die Musik Japans wiederentdeckt

Das änderte sich allerdings, als sie mit Taiko-Trommlern in Berührung kam. „Durch sie habe ich mich dieser Musik zugewandt und entdeckt, wie zeitlos sie ist“, resümiert die Künstlerin.

Durch Taiko entdeckte Yuko die traditionsreiche Musik Japans wieder neu. - Foto: C. Hötzendorfer

So musste Yuko auch nicht lange überlegen als Monika Baumgartl ihr das Angebot machte, sich ihrer Taiko-Gruppe Tentekko anzuschließen. Fünfundzwanzig Jahre übernahm sie den Part der Flötistin in der weit über Düsseldorfs Grenzen hinaus bekannten Trommelformation, die bis zu Baumgartls Abschied von der Bühne, regelmäßig eines der Highlights im Programm des Japan-Tages war.

Unterricht für den Taiko-Nachwuchs

Die Begeisterung für Taiko und ihr Lieblingsinstrument, die Shinobue genannte japanische Bambusflöte, gibt Yuko in Kursen und Workshops an ihre Schüler weiter. Dabei liegt ihr Schwerpunkt in der spielerischen Vermittlung für Kinder und Jugendliche. So unterrichtet sie wöchentlich Erst- bis Drittklässler an der Heinrich-Heine-Grundschule und Jugendliche in drei Altersgruppen in der Wilhelm-Ferdinand-Schüßler-Tagesschule in Düsseldorf.

Die "Taiko-Kids" begeistern mit ihren Auftritten regelmäßig das Publikum. - Foto: R. Zimmer

Aus ihren Schülern formierten sich 2010 die Taiko-Kids. Deutsche und japanische Kinder spielen dabei gemeinsam und stehen regelmäßig für Festivals und Veranstaltungen auf der Bühne.

„Ich möchte den Spaß am Trommeln vermitteln und gleichzeitig den interkulturellen Austausch fördern“, sagt Yuko und man merkt ihr die Begeisterung für diese Aufgabe an. „Taiko“, davon ist sie überzeugt, „ist einerseits Sport, weil man dabei fit wird. Andererseits macht es den Kopf frei und fördert die Kommunikation.“ Getrommelt wird in der Regel immer in einer Gruppe. Jedes Mitglied gibt seine Energie in die Stücke hinein und bekommt Kraft durch die gemeinsame Performance. „Wenn ich trommle oder Shinobue spiele, fallen alle Sorgen und Gedanken von mir ab, das hat mir schon durch einige schwere Zeiten geholfen“, gibt Yuko zu.

Vielseitige Künstlerin

Wenn sie nicht unterrichtet, steht sie so oft wie möglich in unterschiedlichsten Konstellationen mit anderen Musikern auf der Bühne. Es ist die Abwechslung, die den Reiz für sie ausmache, sagt Yuko und den lebt sie mit der Gruppe Miyabi aus, die in verschiedenen Konstellationen auftritt. Gemeinsam mit Chikako Kikuma, Yoshiko Hara und Mayumi Sugiyama widmet sie sich als Taiko Miyabi dem japanischen Trommelspiel. Miyabi Japan stellt die traditionelle Musik ihrer Heimat mit Shinobue, Shamisen (einem Saiteninstrument vergleichbar mit einer Gitarre) und Koto (Wölbbrett-Zither) in den Mittelpunkt. Verstärkt wird das Trio durch die Kalligrafin Rie Wada und Taro Nashibo, einem Meister des japanischen Schwerttanzes. Mit Wagaku Miyabi wiederum schlägt Yuko Kojima-Bauer eine Brücke zwischen fernöstlicher und westlicher Musik.

Infos Kursangeboten und Konzerten unter: www.taiko-kids.de und www.wagakumiyabi.de.

Claudia Hötzendorfer

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