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Bilanz zur Halbzeit für das KomKuk-Fenster

Was macht man als Bürogemeinschaft mit einem großen Schaufenster an einer belebten Einkaufsstraße? Die Loretto9 hat da eine Lösung: Sie stellen es der Düsseldorfer Kultur- und Kreativszene zur Verfügung. Künstler, Designer oder Grafiker können zwölf Monate lang jeweils für vier Wochen ihre Projekte, Werke oder Dienstleistungen darin präsentieren. Los ging es im Juni mit Arbeiten der Illustratorinnen Annette Jacobs und Katrin Schubert. Inzwischen ist Halbzeit für das so genannte KomKuk-Fenster und damit der beste Moment für eine Zwischenbilanz.

Das "KomKuk-Fenster" im Dezember mit ausgefallenen Geschenkideen, haben fünf TeilnehmerInnen gemeinsam gestaltet. - Foto: M. Kunze

Die Idee an sich ist so simpel, wie sie effektiv sein könnte: Ein großes Schaufenster in einer beliebten Einkaufsstraße der Landeshauptstadt, das kaum genutzt wird, Kreativen und Kulturschaffenden zur Verfügung zu stellen, um für sich und ihre Projekte oder Dienstleistungen zu werben. Das fand auch die Wirtschaftsförderung Düsseldorf, die diese Aktion durch das dort angeschlossene Kompetenzzentrum Kultur- und Kreativwirtschaft (KomKuk) unterstützt.

Die Illustratorinnen Anette Jakobs (l.) und Katrin Schubert beim Auftakt im Juni. - Foto: KomKuk

Erste Versuche den Standort besser zu nutzen, hatte es bereits gegeben: „Wir haben unser Schaufenster schon öfter vermietet. So konnte beispielsweise eine Schmuckdesignerin dort für eine Weile ausstellen“, erklärt Jana Kulik von der Agentur Das gute Ding, die in den Räumen an der Lorettostraße 9 auch eine kleine Kinderbücherei betreibt. Wird das Fenster nicht gemietet, bleibt es über weite Strecken des Jahres leer. „Das wollten wir ändern und da dachten wir an Kreative, die sich dort einfach mal ausprobieren können“, bringt Kulik die Motivation für die Aktion auf den Punkt.

Wettbewerb ausgeschrieben

Gemeinsam mit dem KomKuk schrieben sie Anfang des Jahres einen Wettbewerb aus. „Wir haben ganz bewusst auf Vorgaben verzichtet, weil wir einerseits niemanden einschränken und andererseits ein möglichst breites Spektrum für die Kreativität schaffen wollten“, so Kulik. 64 Bewerbungen flatterten innerhalb kürzester Zeit ins Haus, darunter bildende Künstler, Designer, Grafiker, Illustratoren. Innenarchitekten. Spieleentwickler oder eine Öl-Manufaktur. Daraus wurden 18 ausgesucht, die bis Juni 2021 im monatlichen Wechsel ausstellen dürfen.

Das "KomKuk-Fenster" im Juni. - Foto: C. Hötzendorfer

„Wir waren total begeistert von so vielen tollen Einsendungen“, bilanziert Christiane Knoll von KomKuk und gibt zu: „Ursprünglich hatten wir nur zwölf Bewerber nehmen wollen, aber die Auswahl war so gut, dass wir noch weiteren vier Präsentationen eine Chance geben wollten“. Um in dem gesteckten zeitlichen Rahmen zu bleiben, wurden einige Bewerbungen thematisch zusammengefasst.

Corona machte einen Strich durch die Planung

„Ursprünglich hatten wir für jedes Schaufenster zum Abschluss des Ausstellungsmonats ein kleines Event angedacht. Corona hat uns da einen dicken Strich durch die Planung gemacht“, bedauert Christiane Knoll. Denn die TeilnehmerInnen sollten dadurch die Möglichkeit bekommen, sich mit Interessenten, Kunden und auch untereinander in lockerer Atmosphäre austauschen zu können. „Wir überlegen uns derzeit einen Plan B“, hatte Knoll Anfang Juni bei Vorstellung der Illustratorinnen Annette Jacobs und Katrin Schubert als erste Fenster-GestalterInnen Hoffnung gemacht. Vorstellen könnte sie sich einiges, hatte sie betont, zum Beispiel eine Veranstaltung in der Vorweihnachtszeit. „Wir haben ja einige Produkte und Angebote dabei, die eine schöne Geschenkidee wären“, meinte sie mit Hinweis auf die aktuellen Designer und Künstler, die in der Loretto9 ausstellen.

Chance verpasst

Zugegeben Corona hat einiges in diesem Jahr durcheinandergewirbelt und so manche Planung ins Reich der Wünsche verschoben. Doch mangelnde Bereitschaft, ein Projekt wie dieses zu kommunizieren, kann man nicht auf Covid19 schieben. Auf der Webseite zur KomKuk-Aktion konnten sich alle TeilnehmerInnen mit Kurztext und Foto vorstellen. Doch fehlte jeder Hinweis, wer wann sein Fenster gestalten wird.

Gemeinsamer Aufbau der Schaufeinsterdeko im Dezember. - Foto: M. Kunze

Obwohl bereits die fünf aktuellen FenstergestalterInnen seit dem 5. Dezember in der Loretto9 mit ihren Projekten und Angeboten zu sehen sind, verweist die Homepage noch am 7. Dezember auf die Ausstellerin vom Vormonat. Während des vergangenen halben Jahres haben alle Kreativen für ihre Fenster im Grunde selbst die Werbetrommel rühren und die sozialen Kanäle bespielen müssen. Was sie, davon ist einmal auszugehen, ohnehin schon tun. Von Seiten KomKuks passierte nichts. Auch ein Blick auf die Homepage der Loretto9 ernüchtert. Zwar wird zu Beginn der Aktion im Juni auf das KomKuk-Fenster hingewiesen und mit der entsprechenden Seite verlinkt. Mehr aber auch nicht.

Für die fünf TeilnehmerInnen, die das Dezember-Fenster gemeinsam bespielen, hat Miriam Kunze von chester.Unikate einen Flyer gestaltet.

Da hätte man von den Ideengebern und Finanzierern schon mehr Initiative erwarten können. Hier wurde eine wertvolle Chance, trotz Pandemie kreativen Köpfen eine Plattform zu bieten und sie mit cleveren Aktionen zu unterstützen, verpasst. Vielleicht wären sie nur virtueller Natur gewesen oder durch Kooperationen mit der Werbegemeinschaft der Einzelhändler umgesetzt worden.

Ohne Licht, keine Aufmerksamkeit

Nun ist sie also da, die Adventszeit auf die Knoll so große Hoffnungen gesetzt hat. Die Lorettostraße punktet einmal mehr mit ihrer witzigen Beleuchtung aus alten Lampenschirmen. Natürlich macht Shopping mit Maske und Mindestabstand nicht wirklich Spaß. Dennoch ist die Einkaufsmeile zwischen Fürstenwall und Bilker Kirche nach wie vor gut frequentiert. Gerade das aktuelle Schaufenster, auf fünf Metern Breite und zweieinhalb Metern Höhe gemeinsam gestaltet von chester.Unikate, jundado, La Vida Verde, Zacamo und der Schnittstelle Kunst mit ausgefallenen Geschenkideen, lohnt einen zweiten Blick. Wäre da nicht die Sache mit dem Licht. Die GestalterInnen haben sich viele Gedanken gemacht, wie sie sich und ihre Arbeiten oder Produkte gut in Szene setzen könnten. Licht spielt dabei eine wichtige Rolle. Blöd nur, wenn die Inhaber der Räumlichkeiten ihnen einfach mal den Saft abdrehen.

So bleibt zur Halbzeit des KomKuk-Fensters nur das Fazit: gut gemeint, aber nicht gut gemacht.

Das KomKuK-Fenster ist in der Lorettostraße 9 im monatlichen Wechsel noch bis Juni 2021 zu sehen. Infos zu den Ausstellern unter: https://komkuk-fenster.de/

Claudia Hötzendorfer

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